SPERM8 machen es einem aber auch wirklich nicht leicht. Auf der einen Seite hat ihr zweites Album „Erst der Spaß, dann das Vergnügen“ vieles von dem, was eine gute Punk-Platte ausmacht, auf der anderen Seite schaffen es die Kasselaner, alles erfahrene Musiker, aber konsequent und vielleicht gewollt ihr Potenzial nicht abzurufen. Außer beim Coverartwork, hier ist viel Liebe zu Detail zu erkennen. Schön gemacht! Die 13 Tracks wirken allerdings, als wären SPERM8 mit angezogener Handbremse unterwegs gewesen und würden dem eigenen Tun nicht so recht trauen. Der Druck fehlt, leider. Dabei haben die Songs durchaus Tempo und auch die Lyrics sind wesentlich anspruchsvoller, als der Bandname befürchten lässt. Soziale und politische Themen stehen im Vordergrund. Es geht um das Verhältnis zu Nazis, Bullen und dem Staat, um die Erwartung des Untergangs und um die große Verweigerung. Schlecht ist das Album wirklich nicht. Mit „Menschenfeind“, „Fuchsteufelswild“, „Keine Lust“ und dem groovigen „Hans im Glück“ sind im Gegenteil ein paar Perlen auf der Kette. Und doch möchte man der Band zurufen: Spielt das Album noch mal ein. Da ist mehr drin.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Salvador Oberhaus
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Fabi Schulenkorf