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SON VOLT

Electro Melodier

An eine Band wie die 1993 aufgelösten UNCLE TUPELO erinnert man sich immer gerne zurück, da die beiden Köpfe Jeff Tweedy und Jay Farrar im damaligen Americana/Alternative-Rock-Bereich mit ihrer Verbindung aus traditionellem Folk und rauhen rockigen Klängen ziemlichen Eindruck hinterließen. Daran konnten die Nachfolgebands, Tweedys WILCO und Farrars SON VOLT, nicht immer anknüpfen – man hatte das Gefühl, dabei immer nur den halben Spaß geboten zu bekommen. Während ich WILCO für gnadenlos überschätzt halte, war mir Farrars konservativere Weiterführung des UNCLE TUPELO-Sounds immer deutlich sympathischer. Zumal sich Farrars Songwriting auch auf späteren Platten immer auf erstaunlich hohem Niveau bewegte, was er 2017 mit „Notes Of Blue“ noch mal eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Den Nachfolger „Union“ von 2019 verpasste ich dann leider, aber das aktuelle „Electro Melodier“ knüpft nahtlos an die Qualitäten von „Notes Of Blue“ an. Und einmal mehr steckt hinter dem eingängigen Alternative Country auch eine deutliche politische Message, denn Farrar scheut auch nicht davor zurück, den Zeitgeist und den Zustand seines Heimatlandes USA in Woody Guthrie-Manier aufs Korn zu nehmen. Aber natürlich kann man auch einfach nur genießen, wie elegant sich Farrar auch auf „Electro Melodier“ wieder durch sämtliche Spielarten von Americana arbeitet, was vielleicht nicht wirklich überraschend sein mag, aber immer äußerst einfallsreich.