Atmosphärischer Black Metal ist ein weit gefasster Genrebegriff, mit dem die niederländische Band SOLAR TEMPLE bei ihrem ersten, 2018 auf Eisenwald erschienenen Album „Fertile Descent“ noch bedacht wurden, auf dem zwei ziemlich lange, auf die beiden Plattenseiten verteilte Stücke zu finden sind. Das Duo SOLAR TEMPLE sind Omar Kleiss und Mink Koops, der ansonsten bei FLUISTERAARS aktiv ist, deren Platten ebenfalls bei Eisenwald erschienen. Das Label ist ebenfalls die Heimat von Omar Kleiss’ Soloprojekt ISKANDR, bei dem statt gewittriger Black-Metal-Raserei psychedelisch-doomige und folkige Elemente dominieren, mit Anklängen von DEAD CAN DANCE oder LAIBACH. Auch das aktuelle Album von SOLAR TEMPLE glänzt mit der kompletten Abwesenheit von Black-Metal-Stereotypen, was an die leider aufgelösten, ähnlich unberechenbaren niederländischen Kollegen URFAUST erinnert. Stattdessen scheint „A Gift That Should Have Been Reserved For The Great Lights“ eine Art Verbeugung vor den Industrial-Pionieren THROBBING GRISTLE zu sein, denn das auch irgendwie krautrockige, insgesamt schwer einzuordnende Album besteht überwiegend aus pulsierenden abstrakten Synthesizer-Texturen. Dieser eigenwillige Dark-Ambient-Sound besitzt auch eine beeindruckend sakrale Qualität, bei dem man wie von selbst in den Innenraum einer gotischen Kirche versetzt wird, in der ein paar Irre zu repetitiven Orgelklängen und dumpfen, abgehackten Beats verstörende okkulte Rituale veranstalten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Henrik Beeke