Berlin als leckeres Eintopfgericht: Das Neben- und Miteinander verschiedenster kultureller Hintergründe ist mittlerweile fester Bestandteil der allgemeinen Hauptstadt-Erzählung. Snorre Schwarz, Multi-Instrumentalist und selbsternannter Kiezphilosoph, setzt mit seinem dritten Album das Bild von Berlin als Melting Pot ziemlich gekonnt in Szene.
Stilistisch wirft er alles in den Topf, was ihm in über zwanzig Jahren Musikerkarriere in dieser Stadt untergekommen ist (nachdem er davor schon bei DIE FREMDEN getrommelt hat): Punk, Balkan-Beats, Psychedelic, DaDa-Texte und diverse so called Weltmusik-Einflüsse.
Bei so vielen Zutaten im angedickten Eintopf ist es natürlich nicht einfach, einzelne Bestandteile eindeutig herauszuschmecken. Snorres „Berlin Gumbo“ klingt zuweilen, als würden die TIGER LILLIES mit TON STEIN SCHERBEN und SEEED eine Varieté/Vaudeville-Show aufführen.
Angenehm gruselig geht es da zu, wie in einer guten, unterhaltsamen Horrorshow. Eine Facette allerdings fehlt hier. Denn was Schwarz im bunt-absurden Sud seiner Berlin-Huldigung komplett ausblendet, sind die grauen, prekären und tristen Seiten dieser Stadt.
Würde in diesem Gumbo vielleicht auch scheiße schmecken.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Gary Flanell