Es gab mal eine Zeit, da galt es, dass wer nicht ganz neben der Spur stehen wollte und als netten Nebeneffekt seinem inzenierten Nerd-Dasein mal wieder einen Anschub gönnen wollte, zu TURNER zu greifen hätte.
Man legte die Scheibe nun zu jedem kommenden Date auf, die Spex Ausgaben unauffällig hervorholend, die Neon unters Bett schiebend. Datapop, Emoelektronik - viele seltsame Schubladen sind für TURNER schon geöffnet worden und der Hamburger hat eine interessante Entwicklung hinter sich.
Vom House zum Soundscapes-Bastler, um sich dann mehr Songwritergefilden zuzuwenden. Doch gerade dies wird auf dem neuen Album aufgelöst, die Beats sind verschwunden, elektronische und analoge Klanglandschaften gehen Symbiosen ein, der Gesang erfüllt die musikalischen Klageschreie mit ebensolchen literarischen.
"Statistically loneliness isn't possible" leidet TURNER und wagt nicht mal mehr im Ansatz einen Fuß auf die Tanzfläche zu setzen, hier regiert die Couch. Doch was als einzelner Song stets grandios ist, wird auf Dauer ermüdend.
Eine traurige Klangsphäre reiht sich an die nächste, ohne klare Konturen, ohne Ecken an denen man sich stoßen könnte. Hieran spalten sich keine Meinungen, eine Auseinandersetzung mit der Musik ist kaum gefordert, sie kommt einfach über einen, ob man nun will oder nicht.
(38:14) (07/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #64 Februar/März 2006 und Simon Brüggemann