SLIME: DEUTSCHLAND MUSS STERBEN

Daniel Ryser

SLIME sind, so direkt kann man das ausdrücken, die wichtigste und prägendste deutsche Punkband. Im Gegensatz zur britischen und US-amerikanischen Punk-Szene ist die hiesige aber bis heute nur bruchstückhaft dokumentiert, und so war es an der Zeit, dass sich mal jemand die Mühe machte, die Geschichte von SLIME niederzuschreiben.

Ob der Schweizer Journalist Daniel Ryser, Jahrgang 1979, der richtige Mann dafür war, darüber bin ich mir unschlüssig. Sein Buch, das die Geschichte der Hamburger Band von der Gründung 1979 bis in die Gegenwart nachvollzieht, ist eine entscheidende Spur zu glatt und mainstreamig, vermittelt zu wenig den Eindruck, die Arbeit daran sei „labor of love“ und nicht nur Job gewesen.

Musikbücher, die ich schätze, verbinden journalistisches Arbeiten mit wissenschaftlicher Detailgenauigkeit und der Begeisterung des Fans, doch auf den 250 Seiten in recht großer Schrift werden viele Themen nur knapp angerissen, und das, obwohl Ryser bei seinen Recherchen nah dran war an der Band und er viele Interviews mit Wegbegleitern führte.

Sänger Dirk „Dicken“ Jora steht für ihn im Mittelpunkt, viele Nebenaspekte tauchen zwar kurz auf, werden dann aber nicht vertieft, und so ist „SLIME: Deutschland muss sterben“ ein Popkultur-Buch geworden, das der Punk lesen kann wie der Mainstream-Musikexpress-Leser.

Es wirkt hier und da etwas zu sensationsheischend (sicher war Gewalt bei Demos und im Stadion damals ein wichtiges Thema, aber musste Ryser jeden Schwank von „Dicken“ dazu wiedergeben?), zu sehr am Feuilleton und nicht an Fan(zine)s orientiert.

Lesenswert ist es dennoch, zu wünschen wäre aber, dass jemand anderes ein umfassenderes und vielleicht besseres Buch über SLIME und den Hamburger Punkrock der späten Siebziger und frühen Achtziger schreibt.