SLEEP TIGHT

Es gibt Dinge, die vergisst man nicht, und dazu gehört der stechende Blick unter den buschigen Augenbrauen von Pep Tósar inNacho Cerdas verstörendem Kurzfilm „Aftermath“ von 1994 – viel mehr sieht man von dem Spanier wegen seines Mundschutzes eigentlich nicht.

Dessen jüngererBruder Luis Tósar, ebenfalls ein renommierter Schauspieler in Spanien, besitzt ähnliche Charakteristika in Hinblick auf sein Aussehen. Die kommen ihm für seineRolle in Jaume Balaguerós „Sleep Tight“ auf jeden Fall zugute (in dem auch sein Bruder mitspielt), denn Tósar verkörpert hier einen Misanthropen reinsten Wassers,den der Hass auf seine Umwelt zu von jeglicher Moral abgekoppelten Bosheiten animiert.

Besagter Hausmeister César treibt in „Sleep Tight“ mit einer jungenattraktiven Mieterin namens Clara sadistische und zunehmend perverser werdende Spielchen, um deren bis dahin sorgloses Leben zu zerstören.

Die wirdamüsanterweise von Marta Etura gespielt, die langjährige Lebensgefährtin von Tósar, die die Beziehung allerdings Mitte dieses Jahres beendete. Nur Zufall?Verdenken könnte man es ihr nach diesem Film nicht, denn Tósar spielt seine Rolle mit einer derartigen Überzeugungskraft, dass man wirklich Angst vor dem Mannbekommt, der offenbar durch und durch böse ist, ohne Aussicht auf Besserung.

Balagueró, der durch „Darkness“ und die ersten beiden „[Rec]“-Filme zu den aktuellinteressantesten Regisseuren im europäischen Genrekino gehört, gelingt dabei zudem das Kunststück, César für den Zuschauer zur Identifikationsfigur zu machen,an dessen Schicksal man zu Beginn noch richtig Anteil nimmt, bevor das wirkliche Ausmaß seines schäbigen Charakters zum Vorschein kommt.

Insofern macht„Sleep Tight“ wirklich extrem viel Spaß, denn als Zuschauer ist man schon lange nicht mehr so wundervoll perfide von einem Film manipuliert worden.