SLAYER

World Painted Blood

„Christ Illusion“ war ein Befreiungsschlag für SLAYER, eine (fast vollständige) Loslösung vom musikalischen Ballast der Neunziger und durch die Rückkehr von Dave Lombardo auch eine Art Neuanfang. Nun war und ist es albern, „Christ Illusion“ mit „Reign In Blood“ ob seiner Brutalität und Geschwindigkeit zu vergleichen und daraus „World Painted Blood“ mit „South Of Heaven“ oder „Seasons In The Abyss“ in Relation zu setzen, so stimmt es doch, dass SLAYERs zehntes Album abwechslungsreicher und musikalisch „wertvoller“ ist als der direkte Vorgänger.

Wie schon „Christ Illusion“ aber krankt auch „World Painted Blood“ erneut unter nicht vollends überzeugendem Songwriting: in seiner Gesamtheit großartig, in einzelnen Momenten schlicht brillant, fehlen dem Album abermals herausstechende Songs, die man bereits nach der ersten Begegnung nie wieder vergisst.

Zwar ließ sich dieses Manko durch ausgiebiges und immer wieder genossenes Anhören von „Christ Illusion“ irgendwann im Laufe der letzten drei Jahre weghören, und auch bei „World Painted Blood“ sehe ich dieses Potenzial, eine leichte Enttäuschung lässt sich aber abermals nicht verleugnen.

Was aber nichts mit der bescheuerten Erwartungshaltung gewisser Schreiberlinge zu tun hat, die gerne von „Reign In Blood“ und Popkultur faseln, damals aber höchstens den Namen SLAYER auf den Jeansjacken derer entziffern konnten, von denen sie gerade verprügelt wurden und heute ihr Geld als „Kulturbeauftragte“ bei Zeitungen und Zeitschriften oder gar bei ehemaligen Musik-, jetzt Lifestylemagazinen unverdient erhalten.