SIGUR RÓS

Inni

Offen gestanden liefen die Isländer SIGUR RÓS in den letzten Jahren vollkommen an mir vorbei, dafür drehten ihr 1999er Album „Ágætis Byrjun“ und der Nachfolger „( )“, die Platte ohne Namen und Songtitel, bei mir zahlreiche Runden im CD-Player, wodurch sich der prägnante Sound der Band auch Jahre später nicht so einfach aus der Erinnerung löschen lässt.

Und so beginnt „Inni“, ihr episches Live-Album inklusive Konzertfilm – drei Jahre nach dem letzten Studioalbum „Með Suð Í Eyrum Við Spilum Endalaust“ veröffentlicht, aber zur selben Zeit aufgenommen –, auch mit dem mächtigen, orchestralen „Svefn-g-englar“, dem Opener von „Ágætis Byrjun“, möglicherweise eines der besten SIGUR RÓS-Stücke überhaupt, das auch live nichts von seinem Reiz einbüßt.

Insgesamt 15 auf zwei CDs verteilte Stücke, vier davon alleine von „Með Suð Í Eyrum Við Spilum Endalaust“, bei denen durchweg auffällt, wie gut SIGUR RÓS auch auf einer Bühne funktionieren, wo man doch eher angenommen hätte, dass gewisse Feinheiten der Studioproduktionen verloren gehen würden, aber es ist eher das Gegenteil der Fall.

Denn wie auch immer man SIGUR RÓS kategorisieren mag – Shoegaze, Post-Rock, Neo-Klassik oder Dreampop – steht hier eine Band auf der Bühne, die zu den wenigen der letzten zehn Jahre gehört, die einen dermaßen eigenständigen und gut wiedererkennbaren Sound geschaffen hat.

Und das unterstreichen auch noch mal die Bilder des Konzertfilms, bereits ihr zweiter nach „Heima“, die sich einer an Guy Maddin erinnernden Schwarz-Weiß-Stummfilm-Ästhetik bedienen, was gut zu den irgendwie unirdischen Klängen von SIGUR RÓS passt, die mehr aus einer Fantasiewelt zu stammen scheinen.

Insofern ist „Inni“ sowohl ein eindrucksvolles Dokument für die Live-Qualitäten der Isländer als auch eine gelungene „Best Of“-Platte, was man als unbefriedigendes Recycling angestaubten Materials nach drei Jahren Sendepause kritisieren könnte, aber der Begeisterung über die musikalische Klasse dieser Band keinen Abbruch tut.