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PROVINZREBELLEN

Sibbe Rakete

Wer im Speckgürtel von Köln und in der Nähe zu Gummersbach geboren und dort zum Punk wurde, hat alles Recht, seinen Debütroman „Provinzrebellen“ zu nennen. Sibbes Buch beginnt eigentlich am Ende seines Dorfpunk-Daseins, als er seinen Bulli volllädt, um das Dorf mit dem Ziel Großstadt zu verlassen. Auf der Fahrt Richtung Norden erinnert er sich an seine Punk-Sozialisation und an das, was „Provinzrebellen“ eigentlich ausmacht. Wer in der Provinz aus dem Gleichschritt aus Jungschützen-, Sport- oder Karnevalsverein ausbricht, sieht sich ohne ein selbstverwaltetes Juzi vor der Situation, selbst für Abenteuer und Konzerte sorgen zu müssen. Und genau das macht die Gang um Sibbe. Er schreibt offen und kurzweilig über mit Hilfe eines selbstgebauten Kurzschlusssteckers sabotierte Dorffeste, das Scheitern der Anreise zu den Chaostagen 1995, das große Abenteuer Köln, das auf einer begrünten Verkehrsinsel endet, die ersten Bands und selbstorganisierten Konzerte bis hin zur ersten großen Liebe und dem damit verbundenen Liebeskummer. Sibbe erinnert sich daran auf seiner Fahrt in Richtung Hannover und stellt die Ereignisse seiner Jugend neben die, die er auf seinem Trip erlebt. Dabei zitiert er auch Songtexte, die für ihn wichtig waren und sind. Und als er endlich in Hannover-Linden ankommt, muss er feststellen, dass auch in der Stadt an der Leine nicht alles Punk ist, was zunächst so erscheint. Und so macht sich Sibbe nach einer kurzen Stippvisite auf nach Hamburg, wo er heute noch lebt und unter anderem als Drummer von NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN aktiv ist. Das Einzige, was ich an diesem tollen Roman vermisst habe, ist das eine oder andere Foto. Ansonsten hat die Geschichte mich öfter an meine eigene „Provinzrebellen“-Zeit erinnert.