SHY erinnern mich sehr an ältere BLUMFELD, und genau da liegt für mich das Problem, etwas zu sehr. Natürlich ist mir klar, dass keine Band es besonders schätzt, mit anderen Bands verglichen zu werden, und natürlich gäbe es jede Menge Beispiele dafür, dass sich SHY nicht wie BLUMFELD anhören.
Was soll das, immer Bands anzuführen, die eventuell vorher schon mal Ähnliches gemacht haben? Ganz einfach, ich sage damit nicht, dass hier jemand ohne neue Ideen zu Werke geht und sich stilistisch ausschließlich bei anderen Bands bedient, aber mir hat "35 Sommer" nichts zu bieten, was ich vorher nicht schon in wesentlich besserer Form gehört hätte.
Musikalisch zu sehr an andere angelehnt, dabei aber zu poppig und oftmals sogar seicht. Als deutsch singende Band, wenn auch im Falle von SHY aus Österreich kommend, hat man es zugegebenermaßen schwer, nicht mit anderen Bands verglichen zu werden, aber ein Song wie beispielsweise "Friedhof für Slacker" hört sich einfach zu sehr nach "L'etat et moi (mein Vorgehen in 4,5 Sätzen)" an, als dass es sich dabei um puren Zufall handeln könnte.
Durchaus sind ein paar nette Stücke auf dem Album, und eine Textpassage wie "Country & Western, das finden wir am bestern" hat mir ein wohlwollendes Schmunzeln entlockt, aber an anderer Stelle nervt mich dann wiederum das oftmals unvermeintlich gewordene wortakrobatische Getue, wie beispielsweise in "Zwischenräume".
Ganz furchtbar wird es bei "Nach der Weltrevolution", der fast schon schlimm schlageresk rüberkommt, was, ich muss es zugeben, nicht nur am verschnulzten Text liegt, sondern auch und vor allem an der Art des Gesangs des zweiten Sängers, der seinen Dialekt mit Gefühl in der Stimme zu verdecken gedenkt, wie es scheint.
Nicht ganz schlecht wiederum fand ich den Text des Titelstückes "35 Sommer", aber auch der ist mir dann wieder zu milchig rübergebracht. (47:10) (05/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Claus Wittwer