SHORTBUS

John Cameron Mitchells SHORTBUS ist nicht der erste Nicht-Porno, der sich mit pornografischen Szenen schmückt, allerdings ist er auch nicht der erste Film, der einem das Gefühl gibt, dass diese Szenen höchst selbstzweckhaft in Szene gesetzt wurden.

Denn nach einem furiosen wie amüsanten Start, wo jemand versucht sich selbst einen zu blasen, ein Pärchen in akrobatischer Manier den Geschlechtsakt vollzieht und eine Domina es ordentlich einem Kunden besorgt, versumpft SHORTBUS trotz seiner eher durchschnittlichen Spielzeit von 97 Minuten in einem öden Neurosenzirkus, wo man mit einem suizidalen Homosexuellen, einer Sextherapeutin, die keinen Orgasmus kriegen kann, und einer seltsamen Domina konfrontiert wird, deren Wege sich im titelgebenden hippen Swingerclub kreuzen, geleitet von einer fürchterlich klischeehaften Tunte im Fummel.

Hätte sich Mitchell weiterhin mit den Sexualpraktiken seiner Charaktere beschäftigt, wäre SHORTBUS sicher eine nett provokante Komödie über Lust und Liebe geworden, stattdessen muss er aber in der zweiten Hälfte deren Psychoproblemchen in unerträglicher Form auswalzen, wozu aber wirklich lebendige und glaubhafte Figuren nötig gewesen wären.

Spätestens dann denkt man wehmütig an die Zeiten zurück, als Woody Allen auf seine wundervoll intellektuelle und subtil komische Art die Neurosen von Großstadtmenschen sezierte, ohne dabei auf irgendwelche Formen billiger Effekthascherei zurückgreifen zu müssen.

Der deutschen DVD liegt auch noch der komplette Soundtrack auf CD bei, darunter Azure Ray, Yo La Tengo, Animal Collective und andere schöne Indie-Pop-Songs, der einem wesentlich mehr Freude bereitet als der dazugehörige Film.