So sehr ich jedes von Ray Cappos Projekten auch mag, mit SHELTER konnte ich noch nie richtig was anfangen. Das liegt zum einen an der spirituellen Erleuchtung, die der YOUTH OF TODAY-Sänger nach der Auflösung seines Straight Edge-Zugpferdes nach einer Indienreise durchgemacht zu haben glaubte.
Zum anderen fehlte mir stets die musikalische Durchschlagskraft, die Projekte wie BETTER THAN A THOUSAND oder eben YOUTH OF TODAY mit sich brachten. Mit SHELTER wandelte Cappo Anfang der 90er auch musikalisch auf einem äußerst schmalen Grat, der ihn wegen des Pop-Kommerzes beinahe um seine wohlverdienten HC-Lorbeeren gebracht hätte.
Trotzdem, die Band hatte trotz oder gerade wegen ihrer Eingängigkeit und lyrischen Banalitäten ("Mantra, take me home I trust you") Erfolg, vor allem bei der Zielgruppe 16plus. Der Zenith war mit dem 95er Album "Mantra"(Roadrunner) erreicht.
Danach wurde es stiller um SHELTER. Aber anscheinend hat Mr. Cappo doch noch einige Ideen auf Lager beziehungsweise im Regal. Denn sein neues Album "Eternal" weiß durchaus zu gefallen. Mit Hardcore à la YOUTH OF TODAY hat "Eternal" nichts gemein, das war bei den anderen SHELTER-Alben oft nicht anders.
Die größtenteils neuen Songs (nur "Indefense of reality" wurde bereits veröffentlicht) sind wiederum durchweg eingängig und einfach strukturiert und durch die offensichtlichen Glaubensbekenntnisse mittlerweile durchaus als Ethno-Pop zu bezeichnen.
Aber auch wenn der ein oder andere HC-Devotee spätestens jetzt den Krishna-Kollaps kriegt, musikalisch ist das ein feines Pop-Core-Album geworden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #28 III 1997 und Joachim Hiller
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