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SHE FREAK

In der Welt der US-amerikanischen (S)exploitation-Filme war der 2011 verstorbene David F. Friedman eine nur schlecht wegzudenkende Größe. Bekanntheit erreichte er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Herschell Gordon Lewis, dessen von Friedman produzierten Filme aus den Sechzigern wie „Blood Feast“ oder „Two Thousand Maniacs!“ mit ihren für diese Zeit ungewöhnlich expliziten Gewaltszenen das Splatter-Genre begründeten. Im Videozeitalter war es dann der Verdienst von Mike Vraney (der 2014 verstarb) und seinem in Seattle ansässigen Label Something Weird Video, das Schaffen von Friedman für die Nachwelt zu konservieren, neben anderen Schätzen des Exploitation-Kinos. Beim Vinegar Syndrome-Partnerlabel AGFA (American Genre Film Archive) erschien jetzt eine wundervoll restaurierte 4K-Blu-ray (codefree und mit englischen Untertiteln) von Friedmans vielleicht persönlichstem Film „She Freak“, der in Deutschland nie veröffentlicht wurde. Der Audiokommentar von Friedman und Vraney ist schon von der früheren DVD-Veröffentlichung bekannt, neu ist die 90-minütige Trailer-Show mit Filmen, an denen Friedman beteiligt war. „She Freak“ wird oft als Remake von Tod Brownings Meisterwerk „Freaks“ (1932) bezeichnet, aber dafür legt Friedman viel zu wenig Wert auf eine provokante Zurschaustellung von Monstrositäten. Stattdessen handelt es sich um eine teilweise fast dokumentarische Manifestation von Friedmans Begeisterung für die Welt der Jahrmärkte, in der eine Kellnerin auf rücksichtslose Art versucht, die soziale Leiter zu erklimmen und dafür am Ende ihre moralisch gerechte Strafe erhält. Regie führte der auch als Darsteller bekannte Byron Mabe, dessen langweiliger Sexploitation-Western „Brand Of Shame“ hierzulande durch die Synchronisation Kultstatus erlangte.