Sehr gekonnter Post-Punk und Dark Wave in Oldschool-Qualität mit dunklem Drive kommt vom Quartett SEE.MORE.GLASS aus Hamburg. Wer sich noch an Gothic- und Dark-Wave-Ikonen wie MARQUEE MOON aus Berlin, CYAN REVUE und GEISTERFAHRER, beide aus Hamburg, und MODERN DANCE erinnert, ahnt, wohin die Reise geht. Aber auch die frühen KILLING JOKE mögen Spuren hinterlassen haben. Der Basslauf und das Tribal-Schlagzeug im Song „Samsa“ in Verbindung mit den dezenten Synthies im Hintergrund ergeben einen kristallinen Mid-Eighties-Dark-Wave-Sound. Einige Songs haben unbestritten die Qualität, um an die besten Momente von CYAN REVUE um den charismatischen, leider am Heroinkonsum verstorbenen Sänger Tobias Gruben heranzukommen. Da ist diese düster-kryptische Katharsis in dunklen, stets schlecht ausgeleuchteten Kellerclubs omnipräsent. Das Instrumental „Part II“ hätte auch ein Highlight der ganz frühen DIE HAUT sein können, als die Berliner 1983 „Burnin’ The Ice“ eingespielt haben. „The descent“ klingt hörbar nach den SISTERS OF MERCY in ihrer späteren Phase. Dass eine Band im Jahr 2020 noch so einen Sound spielt, ist erstaunlich. Das ist absolut die Art von Musik, die 1987 im Glasnost Wave Magazin eine euphorische Besprechung erfahren hätte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Tim Masson
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Tim Masson