Im Rahmen der primär soziologisch ausgerichteten Popularmusikforschung wird die klingende Seite der Musik zumeist sträflich vernachlässigt. Das hat seinen Grund nicht etwa in einem prinzipiellen Desinteresse an der musikalischen Faktur – diese als Teil spezifischer Musikszenen zu negieren wäre jedenfalls unseriös –, sondern vielmehr in der fehlenden Analysekompetenz einzelner Sozial- und Kulturwissenschaftler.
An wegweisenden Studien zu den gesellschaftlichen Implikationen von Metal mangelt es folglich nicht. Doch sind die darin enthaltenen Bemerkungen über den musikalischen Stil irreführend bis sachlich falsch.
Elfleins großes Verdienst ist es nun, diese Lücke ansatzweise geschlossen zu haben. Das untersuchte Repertoire reicht, chronologisch gesehen, von BLACK SABBATH bis TRIVIUM. Anhänger extremer oder neuerer Subgenres werden ob dieser Orientierung am „Traditionsstrom“ nicht explizit angesprochen, erfahren aber zumindest, wo die Wurzeln solch persistenter Stilelemente wie Chromatik, Pulsteilung und Galopprhythmik liegen.
Bei Nicht-Akademikern dürfte die Lektüre allerdings nur teilweise Anklang finden, denn weite Teile des Textes dienen der Methodenreflexion sowie der für eine Dissertation pflichtmäßigen Begründung des Erkenntnisinteresses.
Um es auf den Punkt zu bringen: Sämtliche Diskussionen und Kontextualisierungen der Analyseergebnisse sind informativ und lehrreich, und das nicht nur für Experten. Indessen ist der Weg dorthin zuweilen steinig; außer man gehört zu der Sorte Leser, der beim Betrachten sperriger Schaubilder das Herz übergeht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Marcus Erbe