Das Problem eines Regisseurs wie Marc Forster ist, dass er zwar immer irgendwie interessante Filme macht – egal ob es sich nun um EVERYTHING PUT TOGETHER, MONSTER’S BALL, WENN TRÄUME FLIEGEN LERNEN oder STAY handelt –, aber man bei ihm einen roten Faden beziehungsweise eine spezielle Handschrift vermisst.
Und so scheint SCHRÄGER ALS FIKTION (ich komme ehrlich gesagt nicht darüber hinweg, dass der englische Titel STRANGER THAN FICTION dermaßen blöd eingedeutscht wurde) direkt der Charlie Kaufman/Spike Jonze-Schule entsprungen zu sein, so wie sich hier der uns bekannten Realität von einer bizarren Meta-Ebene genähert wird.
Will Ferrell (den ich überwiegend als blöden Grimassenschneider in unangenehmer Erinnerung habe) spielt den Steuerbeamten Harold Crick, dessen wohlgeordnetes Leben ins Chaos gestürzt wird, als nicht nur der Zuschauer, sondern auch er selbst, die Stimme der Erzählerin vernimmt, die aus dem Off sein Leben kommentiert und offenbar auch sein Schicksal bestimmt: „It’s telling me what I’ve already done.
Accurately, and with a better vocabulary.“ Dummerweise plant diese Erzählerin leider auch das Ableben von Crick in naher Zukunft, ein ziemlich schlechtes Timing, denn der hatte sich gerade in die anarchistische Plätzchenbäckerin Ana Pascal verliebt (eine unglaublich charmante Maggie Gyllenhaal, die Ferrell des öfteren mal die Show stiehlt) und hatte irgendwie wieder die Freude am Leben zurückgewonnen.
Also macht er sich auf die Suche nach dieser Erzählerin, um ihre/seine Geschichte noch irgendwie zu verändern – „a story about a man named Harold Crick and his wristwatch.“ Forsters Film ist natürlich völlig unglaubwürdig und wandelt immer auf dem schmalen Grat zwischen cleverer Komödie und dümmlicher Farce, und nicht jedem wird diese fantasievolle Reflexion über das Leben als solches und unsere menschliche Existenz schmecken.
Allerdings sind alle Beteiligten (darunter Dustin Hoffman, Queen Latifah und Emma Thompson) dermaßen engagiert und gutgelaunt bei der Sache, dass STRANGER THAN FICTION immer witzig und einfallsreich genug bleibt, und vor allem genügend Herzenswärme ausstrahlt, um nicht zum überintellektualisierten Rohrkrepierer zu werden.
Ein „feel-good movie“ der intelligenten Sorte mit tragikkomischer Note, zusätzlich noch durch einen sehr schönen Soundtrack aufgewertet, wo sich Maximo Park, Wreckless Eric, Califone, The Jam und vier Songs der großartigen Spoon finden lassen, deren Britt Daniel auch für den Rest-Score verantwortlich war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Thomas Kerpen