SCHLEPROCK

Learning To Fall CD

Der Grund für diese längst überfällige SCHLEPROCK-Compilation ist leider kein Schöner: SCHLEPROCK-Mitbegründer, -Gitarrist und -Songwriter Jeff Graham starb im Jahr 2002 an einer Überdosis, was die verbleibenden ehemaligen SCHLEPROCK-Mitglieder zum Anlass nahmen, dem unwissenden Teil der Welt mittels "Learning To Fall" zu zeigen, was für großartige Musik der Mann einst schrieb.

SCHLEPROCK wurden 1989 vom Sänger Doug Kane und dem Gitarristen Jeff Graham gegründet, kurz drauf stießen noch der Schlagzeuger Ernie Berru und der zweite Gitarrist Sean Romin dazu. Man veröffentlichte einige Singles auf Nemesis und 1994 das Debütalbum "Propeller" auf Dr.

Strange, und nachdem 1995 der Bassist Dean Wilson das Line-up komplettierte, begingen SCHLEPROCK den Fehler, ihr zweites Album "(America's) Dirty Little Secret" 1996 auf dem Major Warner zu veröffentlichen.

Ein Fehler deshalb, weil der Punk-Boom der Mitt-Neunziger da schon vorbei war - auch wenn wir die Nachbeben noch heute teils sehr schmerzhaft spüren - und weil SCHLEPROCKs Definition von Punkrock dem Massengeschmack einfach nicht entsprechen konnte.

Vom kalifornischen wie vom englischen Punkrock - vor allem von den frühen CLASH - gleichermaßen beeinflusst, waren SCHLEPROCK zwar immer hochmelodisch und eingängig und ihre Songs teils richtige Hymnen - den auch auf der aktuellen Ox-CD zu hörenden Überhit "Suburbia" hat dann sogar der Mainstream gefressen und wie üblich schnell wieder vergessen -, aber SCHLEPROCK waren wohl doch einfach zu sehr echter Punkrock für die Masse.

Die Unterstützung seitens des Labels blieb dann natürlich aus und 1997 waren SCHLEPROCK Geschichte. Sänger Doug Kane und Schlagzeuger Ernie Berru gründeten bald darauf die GENERATORS, die musikalisch an SCHLEPROCK anknüpften und auf einer niedrigeren Ebene den Erfolg einfuhren, der ihrer alten Band verwehrt wurde.

Dabei waren SCHLEPROCK aber viel unbeschwerter als die GENERATORS und ohne deren mal unterschwellige, mal ganz offen gezeigte Melancholie. Auf "Learning To Fall" finden sich Songs der beiden Alben und der längst vergriffenen Singles, aber auch nie veröffentlichtes Zeug sowie das Demo, das ihnen den Deal mit Warner einbrachte.

Eine wirklich schöne und essentielle Zusammenstellung, noch schöner wäre jetzt eigentlich nur noch eine vernünftige Wiederveröffentlichung der beiden Alben und noch eine Compilation aller Singles, denn da sind zwar schon einige auf dem Markt, die aber nie alles beinhalten und sich teils in der Songauswahl überschneiden.

(10/10)