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SCHARNOW

Bela B Felsenheimer

Bela B Felsenheimer veröffentlicht mit „Scharnow“ seinen ersten Roman und es ist ein Jammer, dass es so lange gedauert hat. Der Schlagzeuger von DIE ÄRZTE hatte bisher lediglich Kurzgeschichten publiziert, an Filmdrehbüchern mitgewirkt und als Sprecher für unterschiedliche Hörspiele gearbeitet.

Nun schreibt er über die Ereignisse in Scharnow, einem brandenburgischen Dorf nördlich von Berlin. Dort ist die Hölle los, Weltenlenker werden von Verschwörungstheoretikern gejagt und Seelenparkplätze besetzt.

Bücher und Tiere beeinflussen das Geschehen maßgeblich. Klingt verwirrend, wirkt im Ergebnis durchaus schlüssig. Es geht um Einzelschicksale, die keine sind, denn jede Entscheidung beeinflusst eine andere.

Bela B scheint ein aufmerksamer Beobachter zu sein. Er benötigt nicht viele Seiten, um jeden der vielen tragisch komischen Charaktere so detailliert zu skizzieren, dass dessen Anteil an der Geschichte auf Anhieb interessant und maßgeblich erscheint.

Seine Ausdrucksweise ist klug, seine Wahrnehmung sensibel und humorvoll. Es geht um selbstauferlegte Beschränkungen, um unterschiedliche Realitäten und die Tatsache, dass es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern unzählige Schattierungen gibt.

Ebenso wie der Flügelschlag eines Schmetterlings kann ein Glas Mische zu viel in „Scharnow“ alles verändern. Es ist eine Deskription von Deutschland, Kleinbürgertum, dem Reiz des Außergewöhnlichen, Wut und Vorurteilen.

Nicht ist, wie es scheint, und Bela B gelingt es, dass sich der Leser bei dem niederträchtigen Gedanken und einigen Vorverurteilungen ertappt. Das Ende ist kein klassisches, womit der Autor unterstreicht, dass der Weg das Ziel ist.

Entscheidend ist, was dazwischen passiert.