Die Ursprünge von SAVAGE REPUBLIC gehen zurück auf die Punk- und Hardcore-Szene des Los Angeles der frühen Achtziger, als Bruce Licher, Mark Erskine und Jackson Del Rey die Band AFRICA CORPS gründeten und später, nach dem Einstieg von Jeff Long von WASTED YOUTH, den Namen in SAVAGE REPUBLIC änderten. „Tragic Figures“ war 1982 das erste Album, es folgten diverse Besetzungswechsel: Ende 1983 holte Bruce Licher drei neue Mitglieder in die Band, Greg Grunke, Thom Fuhrmann und Ethan Port, und bis zur Auflösung 1989 spielte und nahm man in dieser Besetzung auf. 2002 dann die Reunion, Fuhrmann, Grunke und Port sind wieder dabei, aber auch Val Haller, der einst mit Jayne/Wayne County spielte, und im März 2007 fand 19 Jahre nach dem ersten Deutschlandbesuch auch eine zweite Tour statt, in Form der „Siam“-EP gab es sogar die erste neue Veröffentlichung seit Jahren, in die auch Bruce Licher mit seinem Label Independent Project involviert war, das Album „1938“ kam im gleichen Jahr auf Neurot Recordings. Seitdem sind SAVAGE REPUBLIC wieder aktiv. Diese Veröffentlichung hier ist nun eine Art Zwitter: Die Band hieß am 30.12.1981 noch AFRICA CORPS (ja, viele Punkbands hatten eine gewisse Schwäche für martialische Namen – wer hier nicht an Rommel denkt, hat im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst), benannte sich bald darauf in SAVAGE REPUBLIC um. Und da man heute faktisch nur noch diesen Namen kennt, läuft der Release eben darunter. AFRICA CORPS spielten damals im legendären L.A.-Club Whisky A Go Go als Vorband der Hardcore-Pioniere MIDDLE CLASS (damals wichtig, heute anders als BLACK FLAG fast vergessen), und es ist erstaunlich festzustellen, wie tolerant und divers die Szene dort damals gewesen sein muss: SAVAGE REPUBLIC / AFRICA CORPS spielten nie, auch nicht in der Frühzeit, typischen Punkrock, sondern immer schon mäandernde, eher monotone Musik mit dronigen Gitarrensounds und starkem Schwerpunkt auf Percussion, mit punktuell etwas wütend herausgepresstem Gesang und Industrial-Note. Die Punk-Szene hielt damals eben auch CHRISTIAN DEATH, TUXEDOMOON und SAVAGE REPUBLIC aus – letztere waren schon Post-Punk, als Punk noch gar nicht vorbei war. Ich gebe zu, wenn man mit SAVAGE REPUBLIC nicht vertraut ist, muss man sich diesen Sound erst „erarbeiten“, aber es ist ein spannender Release. Vorbildlich ist, dass Independent Project als Label sich die Mühe macht, das CD-Format wertzuschätzen. Die handgemachte Letterpress-Hülle, die ganze Ausstattung ist wundervoll, es gibt sogar Reproduktionen der damaligen Konzertflyer.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #165 Dezember 2022 /Januar 2023 2022 und Joachim Hiller