Wenn man so will, haben sich für diese Platte mit Mark Lanegan und Greg Dulli zwei Aushängeschilder der damaligen Grunge-Szene zusammengetan, wobei nur die SCREAMING TREES aus Seattle stammten, die AFGHAN WHIGS kamen aus Cincinnati in Ohio, dafür waren Erstere mehr mit SST als mit Sub Pop verbunden, wo sie nur zwei EPs herausbrachten.
Eine Zusammenarbeit, die sich auf den letzten Releases von Lanegan und Dullis Band THE TWILIGHT SINGERS quasi schon angedeutet hatte, wo die beiden sich bereits gegenseitig künstlerisch befruchtet hatten.
Und "Saturnalia" enttäuscht einen in dieser Hinsicht nicht, ein mächtiger, aber nicht schwerfälliger Brocken von Album, das man durchaus auf die SCREAMING TREES und AFGHAN WHIGS zurückführen kann, alleine schon durch den markanten, brummelnden Bariton-Gesang von Lanegan, aber auch durch die starken Soul-Einflüsse, die man schon bei Dullis alter Band finden konnte.
Ein dicht instrumentiertes, trotz immer wieder sehr eingängiger Momente rohes Album, eine Art düsterer, kraftvoller Gothic-Pop mit einer gehörigen Dosis klassischen Folks und Blues, eine dunkelrote Rose, an deren Duft man sich ergötzen kann, während ihre Stacheln sich in das Fleisch bohren.
Was auch in den mystischen Texten eine Entsprechung findet, in denen sich religiöse Bilder mit sexuell aufgeladener, gewalttätiger und drogenumnebelter Lyrik abwechseln. Auf "Saturnalia" erfinden Lanegan und Dulli Indierock zwar nicht neu - Nick Cave ist hier einige Male klar zu verorten -, aber dafür stellt das Album eine Kulmination zweier talentierter und einflussreicher Musiker dar, und alles andere wäre auch eine echte Enttäuschung gewesen.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Thomas Kerpen