Ob der Titel dieser Doku von Sarah Möckel und Stefan Schulte mit „Geschichten ..." oder „Märchen von der Straße" übersetzt werden sollte, kann sich jeder selbst aussuchen. In diesem Fall sind es allesamt Episoden aus dem Alltagsleben der Bewohner von Mexiko-City, von denen eine ganze Reihe auf behutsame und stimmungsvolle Weise porträtiert werden.
Es geht um die Fahrer der grünen VW-Käfer-Taxis, um Künstler, die aus Zivilisationsschrott wunderbare Kunstwerke schaffen, um mexikanische Wrestler, die endlich mal erklären, was hinter diesem Zirkus steckt, um riesige bunte Schmetterlinge, und natürlich dürfen in einem Film über Mexiko auch Mariachis und Marimbaspieler nicht fehlen.
Als Zuschauer wird man dabei sehr ungefiltert mit den Protagonisten konfrontiert, da die Filmemacher zum einen komplett auf einen Off-Kommentar sowie eine Synchronisation (der Film ist komplett auf Spanisch mit deutschen Untertiteln) verzichten und auch selber im Film gar nicht vorkommen.
Man stellt das Leben auf der Straße dar, ab und zu hält das filmische Taxi an und porträtiert einen mehr oder weniger schrägen Bewohner der Hauptstadt. Das ist nett anzusehen, führt aber auch manchmal zu einer gewissen Langeweile, weil das urbane Leben allein als roter Faden teilweise etwas dünn ist.
Dazu stellt sich beim satt vor dem Fernseher sitzenden Europäer eine gewisse Sozialromantik ein, die das „einfache" Leben in einer südamerikanischen Hauptstadt vielleicht doch schöner rüberkommen lässt, als es in Wirklichkeit ist.
Trotz allem bleibt „Cuentos De La Calle" ein sympathischer Film über die Menschen in einer Stadt, die mir wahrscheinlich etwas zu groß und zu chaotisch wäre.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Gary Flanell