Ich vermute, es wird die Aussicht aus seinem Arbeitszimmer gewesen sein, die Boyle dazu brachte, die Handlung seines letzten Buches sowie des aktuellen Romans auf den 60, 70 km vor seiner Heimatstadt Santa Barbara im Meer gelegenen Inseln San Miguel, Santa Rosa und Santa Cruz anzusiedeln.
Ansatzweise gibt es eine Verbindung zwischen beiden, schon in „Wenn das Schlachten vorbei ist“ geht es um zwei Frauen, die nicht ganz freiwillig einen Teil ihres Lebens auf den windigen, rauhen Vorposten des amerikanischen Festlandes verbrachten, doch die Haupthandlung spielt beim ersten Buch in der Gegenwart und auf dem Festland.
Offensichtlich ließ Boyle die Faszination für das entbehrungsreiche, abgeschiedene und nur auf den ersten Blick romantische, naturverbundene Leben auf den sturmumtosten Pazifikinseln nicht los, und so erzählt er unter Bezugnahme auf reale Personen die Geschichte zweier Familien und dreier Frauen, deren Leben schicksalhaft mit San Miguel verbunden war: 1888 zieht der Bürgerkriegsvertan Will Waters mit seiner tuberkulosekranken Frau Marantha und Adoptivtochter Edith auf die Insel, um sich dort als Schafzüchter eine neue Existenz aufzubauen.
Für seine schwer kranke Gattin ist die rauhe Insel nicht der erhoffte gesundheitsförderne „Luftkurort“, das Leben ist primitiv, entbehrungsreich und mühsam, von Romantik keine Spur, es endet tragisch.
Der zweite Teil des Romans, nach Marantha nun aus der Sicht der beinahe erwachsenen Edith erzählt, ist kaum weniger ernüchternd, und wie so oft bei Boyle kommt die Steigerung zum Ende hin, wenn er vom Scheitern der in den Jahren kurz vor und während des Zweiten Weltkriegs auf San Miguel ihr Glück suchende Familie Herbie und Elise Lester schreibt: der Schluss ist wie ein Schlag vor den Kopf.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Joachim Hiller