Was Johnny Cash durch seine Zusammenarbeit mit Rick Rubin gelang, hat Nancy Sinatra durch dieses Album geschafft: Ein Comeback, das ein großartige, legendäre Künstlerin wieder in einen kontemporären Kontext setzt.
Unbestritten war Nancy Sinatras große Zeit in den späten Sechzigern, seitdem war sie zwar durchaus präsent und wurde allenthalben geschätzt und ge- und verehrt, doch mit neuen Liedern machte sie nicht von sich reden - bis zu diesem Album, das wirklich verblüffend ist und dadurch besticht, mit wem sie bei den einzelnen Songs gearbeitet hat.
Bei "Momma's boy" etwa singt sie zu Thurston Moores Bass- und Gitarrenspiel, klingt dabei wie eine gealterte Kim Gordon. Oder das gänsehauterregende "Let me kiss you", geschrieben von Morrissey und mit diesem im Duett gesungen.
Oder der Opener "Burnin' down the spark", wo sie von CALEXICO begleitet wird. Und "Ain't no easy way": Jon Spencer im Duett mit Nancy! Sogar "Two shots of happy, one shot of sad" mit Bono und The Edge von U2 gefällt.
Ganz zu schweigen von "Baby's coming back to me", das Jarvis Cocker von PULP für sie geschrieben und wo unter anderem Jim O'Rourke von SONIC YOUTH Bass spielt. Ein verblüffendes Stelldichein von Indierock-Helden ist hier zu verzeichnen, und ich schätze, daran ist Don Fleming (GUMBALL HALF JAPANESE) nicht unschuldig, der die Aufnahme der elf Songs als Produzent überwachte und natürlich die entsprechenden Gastmusiker kennt.
Auch als Produzenten mit im Boot waren AJ und Matt Azzarto, Nancys Tochter bzw. Schwiegersohn, die wiederum selbst bei einigen Songs als Musiker auftraten. Eine seltsame und wunderschöne New Yorker Familienangelegenheit, diese Platte, und auch wenn diese Lieder sicher nicht an die Hits werden anknüpfen können, die einst mit Lee Hazlewood entstanden, so ist es doch ein würdiges Spätwerk: das einstige Pin-up-Girl und früh emanzipierte Role Model ist immerhin auch schon 64.
(37:49) (08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Joachim Hiller