RUTMAN’S STEEL CELLO ENSEMBLE

s/t

Wahrscheinlich muss man Berliner sein, um Bob Rutman zu kennen, der mit seinem Konterfei für das Stadtmagazin Zitty wirbt, oder New Yorker, denn dort trieb sich der inzwischen 80-jährige in den Sechzigern in der Kunstszene herum, bis er nach der Wende wieder nach Berlin zurückkehrte.

Rutman trat während seiner abenteuerlichen Karriere als Instrumentenbauer, Klangerfinder, Musiker, Bildhauer, Maler und Zeichner in Erscheinung, aber seine größte Errungenschaft dürfte das 1966 in Soho entstandene, über zwei Meter große Stahlcello sein, mit dem er seit Mitte der Siebziger umfangreiche Tourneen durch die USA und Europa unternahm und in den Neunzigern auch mit EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN in den USA auftrat.

Und seit der Rückkehr in seine Heimatstadt ist Rutman eine Art Kultfigur des Berliner Undergrounds geworden, auch wenn das Wissen um seine Person bisher eher Insidern vorbehalten blieb. Sicherlich dadurch bedingt, dass Plattenveröffentlichungen von ihm rar gesät sind.

Durchaus nachvollziehbar, dass FAUST-Mitgründer und Klangbad-Betreiber Hans-Joachim Irmler von Rutman fasziniert gewesen sein muss, mit dem er hier ein Album aufgenommen hat, dass nicht allzu weit vom Schaffen seiner eigenen Band entfernt ist.

Eine wilde Klangsymphonie zwischen Industrial, Noise und konventionelleren Rock-Elementen, in dessen Mittelpunkt Irmlers Orgel und Rutmans Stahlcello stehen, die hier einen mitreißenden Wall of Sound aus seltsamsten Klängen entstehen lassen – ausufernde Improvisationsmusik, die gleichermaßen erhaben wie extrem bedrohlich daherkommt.

Für die einen nur kakophonischer Lärm, für andere kompromissloser Ausdruck der künstlerischen Suche nach Musik, die sich von kompositorischen Konventionen gekonnt befreien kann.