Als „zôon phonanta“, als sprechendes Lebewesen, haben bereits die alten Griechen den Menschen in der Unterscheidung zum Tier benannt. Bekannter dürfte aber Aristoteles’ Begriff „zôon politikon“ sein für den Menschen als sprach- und vernunftbegabtes Wesen. Eigenartigerweise wird auf dem rein instrumentalen Debüt (mal ist etwas Background-Geträller zu hören) der Berliner Band ZOON PHONANTA, die zu einem Drittel dänischen und zu zwei Dritteln walisischen Ursprungs ist, kein Wort gesprochen, insofern darf man über die Bedeutung des Bandnamens dieser selbsternannten „The Nicki Minaj of dungeon synth“ rätseln. Die HipHop/Rap-Barbie Nicki Minaj wäre mir allerdings bei der Musik von ZOON PHONANTA auch nicht in den Sinn gekommen, die sich ähnlich wie das US-Duo ZOMBI bei 1970er-Kraut- und Progrock bedienen, bei Bands wie KRAFTWERK, TANGERINE DREAM oder den rockigeren GOBLIN, hinzu kommen noch John Carpenter- und Jean-Michel Jarre-Referenzen. Das ist also alles mal wieder nur geklaut, aber tierisch reich wird man mit so was natürlich nicht. Ähnlich wie bei ZOMBI kann man sich hier also überlegen, ob man das als etwas unoriginell und langweilig empfindet oder sich einfach auf diesen wirklich sehr schön gemachten und atmosphärischen Retro-Elektro-Sound mit analoger Instrumentierung einlässt, der auch bei mehrmaligem Hören nicht schlechter wird.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und Thomas Kerpen