Foto

TONY SLUG EXPERIENCE

s/t

Tony „Slug“ Leeuwenburgh war eine Legende der niederländischen Punkrock-Szene. Geboren am 21.04.1963, gestorben am 07.10.2023. Über die Jahrzehnte mit zig Bands und Projekten aktiv, weltweit vernetzt. Da waren THE NITWITZ, B.G.K, LOVESLUG, THE HYDROMATICS und einige andere mehr. Ein Sänger, Gitarrist und Songwriter, den Happy Tom von TURBONEGRO mal als das größte Künstlergenie der Niederlande seit Vincent Van Gogh bezeichnet hat. Was ihm freilich über die Jahrzehnte niemand gedankt hat. Er war ein scharfzüngiger Musikologe mit klarem Blick für den wahren Rock’n’Roll, nicht der Mann für Kompromisse, und in der Folge blieb ihm nur eine eher prekäre Existenz. Und dann im Frühjahr 2023 die Diagnose: Krebs. Es könnten noch ein paar Jahre drin sein, dachte er. Waren es dann aber nicht. Die Fertigstellung dieses Albums, seines Vermächtnisses, erlebte er also nicht mehr. Aber er nahm noch diese zwölf Songs auf, mit viel Unterstützung von Paul Grace Smith, einst bei DUMBELL und lange in Wuppertal und Köln ansässig, seit einigen Jahren aber wieder in seiner Heimat Detroit. Die Musik? Keine Rückkehr zum Punk von THE NITWITZ, zum Hardcore von B.G.K, zum Grunge von LOVESLUG, eher ein Anschluss an die famosen, aber unterbewerteten HYDROMATICS und deren Retro-Rock à la HELLACOPTERS. Tony steuerte die Gitarre bei, verschiedenste Wegbegleiter sind an den anderen Instrumenten zu hören, und dann sind da die Gastsänger:innen: bei zwei Songs Jello Biafra, Paul Smith von DUMBELL, Jennifer Finch von L7, Evan Foster von BOSS MARTIANS, Jerry A. Lang von POISON IDEA ... Ein rundum packendes, mitreißendes Album, von dem man sich gewünscht hätte, dass Tony es noch auf einer Tour mit Gästen hätte live präsentieren können. So zollt es einer Szene-Ikone Tribut, und im Detail kann man das im umfangreichen Booklet nachlesen, das das Leben und die Musikerkarriere von Tony sehr launig aufdröselt. Und ja, er war in seiner Heimatstadt Amsterdam auch mal der Postbote aus der Hölle ...