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BIG MUFF

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Was in Zeiten von totkomprimiertem Studiosound schon alles LoFi gilt, überrascht mich immer wieder. Zum Beispiel das Debüt des Basler Quartetts BIG MUFF. Klar, der Shoegaze/Noise/Post-Punk hat einen herrlich-schrottigen Gitarrensound – aber hat sich jemand mal GUITAR WOLF-Platten angehört? Egal. BIG MUFF schaffen den Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und Eingängigkeit, wenn man denn mit den Genre-Koordinaten vertraut ist. „I don’t care“ ist die logische Fortführung von SONIC YOUTH und möglicherweise schon der heimliche Hit des selbstbetiteltenAlbums. Aber es gibt noch mehr zu entdecken. Zum Beispiel diverse popkulturelle und historische Referenzen. Bob Dylan („As I went out one morning“) wird genauso gecovert wie „City’s full“ von den SAVAGES. Und als ob die Zeitspanne zwischen den beiden Songs noch nicht genug wäre, bedienen sich die Basler:innen noch bei Zeilen des Dichters John Wilmot aus dem 17. Jahrhundert, in denen mutmaßlich das Wort „Punk“ zuerst erwähnt wurde („Eleven again“). Ebenfalls im Referenzbereich: Grant Hart („Granted heart“) und Ian Curtis („Tuffolento“). Dass das alles auch musikalisch zusammengeht, ist vermutlich das größte Talent von BIG MUFF. So werden die beiden Coverversionen so eng mit dem eigenen Sound verwoben, dass das Ganze kohärent wie eigenständig aus den Lautsprechern rollt. Insgesamt ein tolles Kunstwerk.