Es scheint, als haben PHOENICIAN DRIVE aus Versehen so etwas wie ein neues Musikgenre erfunden. Die sechsköpfige Band, die bereits mit ihrem Debüt „Two Coins“ für Raunen in der Weltmusik-Szene sorgte, festigt mit dem selbstbetitelten neuen Album ihren Ruf als Pioniere des Afrokrautsurf.
Die Band setzt auf ein Instrumentarium, dessen Verwendung im „westlichen“ Rock-Kosmos nicht gerade zum Standard gehört. Hier ertönt etwa die Darbuka, ein Schlaginstrument aus dem arabischen Nordafrika, ebenso wie die Oud, eine Laute aus dem vorderen Orient neben „traditionellen“ Drums und Gitarren.
Die Kombination ergibt eine Art Oriental-Stoner-Psychedelia, eine enorm spannende Mischung, zudem die Band neben den arabischen Tönen auch aus dem Klangspektrum von Bands wie NEU! oder CAN ihre Inspirationen (vor allem durch die repetitiven, hypnotischen Riffs) bezieht.
Besonders spannend wird der Kultur-Clash, wenn sie mit „Bicky beach“ quasi so etwas wie ein Surf-Instrumental spielen. Dann nämlich wird klar, dass Surf-Maestro Dick Dale ja tatsächlich Halb-Libanese ist, und diese nahöstlichen Einflüsse stets ihren Einfluss auf seinen Surfrock hatten.
Hier schließen PHOENICIAN DRIVE dann den Kreis der Einflüsse mit einem Album, dass Folklore und Rock auf Augenhöhe hält, ohne dass es je gezwungen klingt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #141 Dezember/Januar 2018 und Gereon Helmer