„Rotz“ im Namen, da zögert man zunächst ... und könnte falscher nicht liegen, denn „Rotzak“ ist ein Wort aus dem Flämischen, also dem belgischen Niederländischen und heißt so viel wie „Drecksack“. Der Vierer kommt aus Diest in Belgien und hat nach einer titellosen EP 2017 mit „Step Back, Gushing Eggheads“ nun ein beeindruckendes Debütalbum vorgelegt, das in seiner CD-Version zwar mit sehr schönem Coverartwork aufwartet, aber spartanischer nicht ausgestattet sein könnte – Texte? Booklet? Labelangabe? Nichts davon wird geboten.
Brad Boatright hat das Album in seinem Audiosiege-Studio gemastert, und das ist und bleibt für mich ein Qualitätsmerkmal, denn zum einen hat der Kerl eine bestimmte Handschrift und zum anderen scheinen ihn auch nur Bands zu konsultieren, die ein ähnliches Verständnis eines brachialen, druckvollen, maximalst intensiven Hardcore-Sounds haben.
ROTZAK-Sänger Niels Hendrickx wechselt zwischen klar intonierten und manisch-fauchenden Gesangsparts, kein metallisches Gegrowle stört hier, das ist heftigste Angepisstheit, die sehr schön kontrastiert mit den fast schon einen Tremolo aufweisenden Parts.
Musikalisch wechseln sich parallel dazu melodiöse und spröde, komplexe Passagen ab, immer wieder muss ich an REFUSED denken. Die zwölf Songs auf „Step Back, Gushing Eggheads“ sind geprägt von einer stilistischen Komplexität, die ihre Wurzeln in den Neunzigern hat, da ist so ein Alternative-Rock-Groove drin, aber eben auch dieses Finsternis von MODERN LIFE IS WAR – „fierce, melodic hardcore rock’n’roll“, sagt das Label dazu.
Der Albumtitel? Wohl eine Anspielung auf den US-amerikanischen Horror-Autor Thomas Ligotti. Hoffentlich schaffen es ROTZAK mal über die Grenze, ansonsten beim Festivalbesuch in Holland und Belgien Augen und Ohren offenhalten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Joachim Hiller