Bei „Berlin“ handelt es sich um die Wiederauflage der ersten und raren Veröffentlichung aus dem Jahr 2006 des Projekts ROME von Jerome Reuter, das, obgleich Reuter musikalisch eher Grenzgänger ist, zwischen Dark-Folk (durchaus im Geiste von DEATH IN JUNE, CURRENT 93 und COIL) – mit Betonung auf Dark – und Post-Industrial oszilliert. Jerome Reuters Stimme ist tief und schwer.
Mit seinem fast erzählerischen Duktus im Gesang nimmt er den Hörer schnell gefangen, wenn man eine ausgeprägte Affinität zu den sehr dunklen Facetten seiner Musik mitbringt. Bei den frühen Veröffentlichungen ist die Musik von ROME noch reduzierter – mitunter rein akustisch – gehalten, später bedient sich Jerome Reuter nicht selten fast monumentaler, mitunter an Wagner anmutende, tragender Streicher voller emotionaler Schwere und Tiefe.
ROME ist ein Projekt, das in seinem Genre, von Reuter selbst einmal als „Chanson Noir“ bezeichnet, wirklich herausragend ist und nur wenige bis keine Vergleiche zulässt. Seine Texte haben oft, neben den zahlreichen literarischen Verweisen auf unter anderem Thomas Mann, Bert Brecht oder Ernst Stadler, einem existenziellen Lyriker aus dem Elsass, ihre Wurzeln im eigenen familiären Umfeld.
Reuter versteht es dabei mit seiner Stimme und den Soundscapes eine derart eindringliche Intensität zu schaffen, wie sie vielleicht bei dem letzten Album von THIS IMMORTAL COIL oder einigen Songs der stilverwandten ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO zu finden ist.
Mit „The orchards“, ein unvergleichlich dunkles und emotionales Manifest, enthält das Album einen der besten Songs von ROME. Weitere Wiederveröffentlichungen von ROME auf dem Label Trisol stehen an.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Markus Kolodziej