Der Mann ist ein Arbeitstier: Seit drei Jahren ununterbrochen auf Tour oder im Studio, entweder mit AGNOSTIC FRONT oder den DISASTERS, und da darf man dann schon im Backstageraum auch mal etwas von Erschöpfung murmeln.
Nach dem Ende der AF-Sommertour und bis zur DISASTERS-Tour im November wird sich der Mann also erstmal etwas Ruhe gönnen, und die hat er sich mit so einem feinen Album im Rücken auch redlich verdient.
Waren die beiden ersten Alben seiner schwer vom britischen Punkrock der Siebziger beeinflussten Band noch eine nicht immer ganz überzeugende Angelegenheit, sieht das mit "My Riot" ganz anders aus: Im Gespräch blitzen Rogers Augen bei Erwähnung der Platte auf, ist er selbst ganz begeistert von Album und Band, betont immer wieder seine Punk-Roots und dass er sich in erster Linie als Punk sieht - und widerspricht nicht so recht, als man das letzte AGNOSTIC FRONT-Album als etwas bemüht bezeichnet.
Nun, nach bald 25 Jahren AF kann man es verstehen, dass womöglich sein Herz derzeit ein bisschen mehr an den noch jungen DISASTERS hängt, und ja, das hört man auch, wie ich finde. Mit "Janie and Johnny" ist ein extrem CLASH-liker Hit auf der Platte enthalten, und auch die anderen 15 Songs (darunter ein Reggae-Remix von "Runaway") sind Vorbildern wie SHAM 69 oder THE BUSINESS gewidmet, erinnern mich immer wieder an die Westküsten-Vertreter dieses Sounds, US BOMBS und GENERATORS.
Nur mäßig gröliger 77-meets-Streetpunk-Sound also, mit hier und da leichtem Off-Beat-Touch, aber auch ab und an dezenter Orgelbegleitung ("Emily" ist ein weiterer Hit) - "My Riot" ist ein mitreißendes Album, das ich so stark und bis zum Schluss überzeugend ("Another generation") nicht erwartet hätte.
(33:45) (08/10) Auf der Ox-CD zu hören.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Joachim Hiller
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