ROCK & RELIGION

Bärbel Harju

Das Thema taucht im Ox mit schöner Regelmäßigkeit auf: CCM, „Contemporary Christian Music“ bereitet uns in Form von Bands wie NORMA JEAN, UNDEROATH, GASLIGHT ANTHEM, FLATFOOT 56 oder MxPx Bauchschmerzen, stehen diese doch für ein evangelikales Christentum, das sich im Auftreten weltlich gibt, in seinen Moral- und Wertvorstellungen aber extrem konservativ ist.

In ihre Doktorarbeit – als unterhaltende Sachbuch-Literatur taugt dieses wissenschaftliche Werk nicht – ergründet die am Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität lehrende Bärbel Harju die Kulturgeschichte der christlichen Popmusik in den USA.

Diese Themensetzung beinhaltet „schwarze“ Musik nur am Rande, es geht um (weißen) christlichen Pop, Rap und Rock von den Ursprüngen in den Sechzigern bis heute, wobei Harjus Fokus nicht auf einer Portraitierung von möglichst vielen Bands lag (ausführlicher geht sie im Kapitel „Christian Pop im Mainstream“ nur auf P.O.D.

ein), sondern auf der Herausarbeitung der Strukturen der CCM, denn die ist in den USA seit den Siebzigern ein millionenschwerer Wirtschaftsfaktor, meist parallel zum säkularen Rock- und Pop-Business, aber auch mit Schnittstellen.

Wer immer zum Thema christlicher Hardcore/Metal/Punk mitreden will, sollte dieses Buch gelesen haben, verschafft es doch sehr erhellenden Einsichten (die europäische Sichtweise der Autorin ist dabei sehr hilfreich), die auch ganz allgemein helfen zu verstehen, wie anders die US-Amerikaner in Sachen Religion ticken.

Interessant fand ich zu erkennen, dass die Ausverkaufsdiskussion in der evangelikalen Musikszene 1:1 den Kommerz-Diskussionen in der Punk- und Hardcore-Szene entsprechen.