ROCK HEART BEIJING

Mitterweile gibt es schon einige Dokus über die chinesische Rock- und auch speziell Punkszene, das „exotische“ Thema dürfte sich bald abgenutzt haben, und dabei ist es um so wichtiger, den Punks in China den Rücken zu stärken.

Auf ganz unaufgeregte Weise tut das „Rock Heart Beijing“, ein Film der Norwegerin Karen Winther über die aus Peking stammende Punk-Band (und ja, im Vergleich zu den in anderen Filmen dokumentierten Bands machen die wirklich Punkrock, mit smarten Texten und musikalisch überzeugend).

Kang Mao ist die Sängerin, extrem sympathisch, sie spricht gut Englisch, und sie und ihr Freund, der auch in der Band ist, sind sehr reflektiert, was ihr eigenes Leben anbelangt, das Leben in China, die politische Situation – und sie sind wütend, für sie ist Rockmusik ein Ventil, ein Mittel, um seine Unzufriedenheit zu zeigen.

Und mag ja sein, dass China sich etwas verändert hat, aber im Kern, das bestätigen Kang Maos Aussagen immer wieder, ist und bleibt die Volksrepublik ein unfreies Land, in dem Geld mehr Freiheit hat als die Menschen.

Ergreifend etwa die Szene, als die Sängerin in einem Restaurant in Norwegen (die Band war schon zweimal in Europa, eine dritte Tour ist für Spätsommer 2009 angesetzt) sitzt und darüber sinniert, wie frei die Menschen doch hier seien, wie sehr sie sich das auch für ihr Land wünsche, wie schwer dieser Unterschied zu ertragen ist.

Sie hat Tränen in den Augen, wechselt das Thema, blickt auf ihren Teller und sagt, dieses Essen sei sehr süß – zu süß für sie ... Bei anderer Gelegenheit besucht sie in Norwegen ein Camp, in dem Menschen versuchen autark zu leben – und die Antwort auf ihre Frage, was die Menschen dort ohne Geld machen, wenn sie ins Krankenhaus müssen, stürzt sie einmal mehr in Verzweiflung: Eine kostenlose Gesundheitsversorgung wie in Norwegen ist für Chinesen undenkbar.

Kurios auch die Reaktion auf die skandinavische Idylle in Sachen Musik: Wer so glücklich lebt, braucht doch keinen Rock’n’Roll, wird geschlussfolgert. Eine knappe Stunde dauert der Film, der Englisch untertitelt ist, und wem danach nicht bewusst ist, wie privilegiert unsereins in Europa lebt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Dankbarkeit dafür? Nein, aber die Verpflichtung, dafür einzustehen und für die Rechte anderer zu kämpfen. Diese DVD darf beliebig weiterkopiert werden, wer also eine haben will: Gegen 1,45 Euro Rückporto gerne.