R.I.P. BEST OF 1985 - 2004

Thomas Ott

Eigentlich seltsam, dass ich erst jetzt auf den 1966 geborenen Schweizer Thomas Ott stoße, ein mediales Multitalent, der nicht nur bereits über zwölf Bücher als Grafiker veröffentlicht hat, sondern sich auch als Filmemacher und Musiker betätigt, Ende der Achtziger, in einer Band namens The Playboys und inzwischen bei Beelzebub, mit einem Hang zu garagigem, von den Cramps oder Gun Club beeinflussten Rock’n’Roll.

Und auch seine Comic-Bände (soweit man diese überhaupt noch so nennen kann) tummeln sich in undergroundigen Grenzbereichen. Schwarzhumorige, makaber-absurde und wortlose Geschichten zwischen „Tales from the Crypt“-Horror und den düsteren Krimis der „Schwarzen Serie“, bei denen einem das Lachen häufiger im Hals stecken bleibt.

Insofern passend, dass Ott seine abstrakt gehaltenen, surrealen Streifzüge durch die Abgründe menschlicher Existenz aus schwarz beschichtetem Schabkarton herauskratzt und diese durch ihre starken Schwarz-Weiß-Kontraste den düsteren Ton seiner Werkschau mit Kurzgeschichten den adäquaten visuellen Rückhalt bieten.

Bemerkenswert ist dabei auf jeden Fall, wie Ott teils mit nur wenigen, äußerst aussagekräftigen Bildern erstaunlich viel über seine tragischen Figuren aussagt. Da laufen kleine Filme vor dem geistigen Auge ab, und man hat fast schon ein schlechtes Gewissen, R.I.P.

wie einen normalen Comic durchzublättern und nicht einen Moment innezuhalten, um die kunstvollen Grafiken länger auf sich wirken zu lassen, die aber so oder so einen abgründigen Sog erzeugen.

Ott belegt hier auf eindrucksvolle Weise, dass er ein Meister des Makaberen ist, der einen nicht so schnell wieder loslässt. Der hohe Preis dieser Ausgabe erklärt sich schnell, wenn man das gewichtige Teil mit seinem stabilen Bucheinband und dem dicken Papier im Inneren mal in der Hand hatte.

Eine ästhetisch ansprechende Verpackung für Otts unangenehm realistischen Schauermärchen, die ganz sicher nichts für zartbesaitete Menschen sind.