RIOT GRRRL REVISITED

Katja Peglow, Jonas Engelmann (Hg.)

Manchmal bedaure ich es, zu spät geboren zu sein, um die Riot Grrrl-Bewegung aktiv mitbekommen zu haben. Umso mehr freut mich nun die Veröffentlichung von „Riot Grrrl Revisited“, denn auch wenn die HerausgeberInnen im Vorwort betonen, nicht unbedingt die 90er-Nostalgie-Keule schwingen zu wollen, sie tun es doch ein wenig und sind dabei sehr sympathisch.

Sie beginnen mit einer Chronik, zeichnen auf, wie die Riot Grrrl-Bewegung in Olympia, Washington, begann und wie es trotz wachsenden Medienechos mit ihr dann wieder zu Ende ging. Die wichtigsten Protagonistinnen werden erwähnt und zitiert und das Buch bietet einige neue Hintergrundinfos, die spannend und interessant aufgearbeitet wurden.

Verschiedene Autorinnen und Autoren (u.a. Martin Büsser) schlängeln sich dann präziser durch die einzelnen Themenbereiche der Bewegung (Ladyfeste, Fanzines etc.) Auch kritische Stimmen, vor allem dazu, ob Riot Grrrl eine rein weiße Mittelklasse-Bewegung war, kommen zu Wort.

Mittlerweile bin ich fast noch trauriger, Anfang der 90er noch eher die Kinder-Fetenhits als BIKINI KILL in der Anlage gehabt zu haben. Am Ende schlägt das Buch den Bogen in die heutige Zeit und stellt fest, dass Beth Ditto und ein paar andere damalige Akteurinnen weiterhin die Flagge hoch halten.

Die Texte im Buch sind zum Teil Doktorarbeiten oder ähnliches, so dass der lockere Magazin-Charakter des Einleitungstextes oftmals akademischer Sprache weichen muss und die Lektüre etwas zäh werden lässt.

Aber wie Mimi Thy Nguyen schreibt: „[Riot Grrrl] verband akademische und popkulturelle Diskurse, um die Vision einer potentiellen, utopischen, feministischen Zukunft auszuarbeiten“. Dann passt’s ja.