Ist John Fords STAGECOACH, der hierzulande zuerst HÖLLENFAHRT NACH SANTA FÈ hieß, aber dann fürs Fernsehen in RINGO umgetitelt wurde, einer der besten Western aller Zeiten und das Meisterstück dieses wegweisenden amerikanischen Regisseurs? Auf jeden Fall bedeutete STAGECOACH den Durchbruch für John Wayne und leitete eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen ihm und Ford ein.
Bedenkt man, dass STAGECOACH inzwischen 72 Jahre auf dem Buckel hat, besitzt er eine recht moderne Erzählweise und mutet eigentlich fast wie ein Kammerspiel an, das zum großen Teil im Inneren einer Kutsche spielt, mal abgesehen von einigen Außenaufnahmen des Monument Valley.
Der deutsche Titel RINGO macht sogar durchaus Sinn, denn auch wenn Wayne gar nicht im Bild ist, geht es ständig um seine Figur „The Ringo Kid“, die eigentlich als Outlaw gebrandmarkt ist, aber zum rettenden Engel für eine Gruppe Reisender in einer Postkutsche wird, die von blutrünstigen Rothäuten gejagt werden.
Eine Art Parabel, die zu verschiedensten Formen von Erlösung für die Charaktere führt – auch für Ringo, der den Mord an seinem Bruder und Vater rächen will. Sieht man mal von den heute etwas holperig wirkenden Actionszenen ab, manch antiquierten Western-Klischees und dem Overacting einiger Darsteller, begeistert STAGECOACH immer noch durch seine vielschichtige Figurenzeichnung und tighte Dramaturgie.
Auch auf der aktuellen DVD von Kinowelt sieht man dem Film sein Alter deutlich an, dafür kann man diesen einflussreichen Western-Klassiker, der eine Renaissance des Genres nach seiner Hochzeit während der Stummfilm-Ära einläutete, hier in der ungekürzten, dementsprechend teilweise nur deutsch untertitelten Fassung bestens genießen.
Der Soundtrack ist bei der deutschen Tonspur allerdings nach wie vor ein anderer.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Thomas Kerpen