Wo liegt die Grenze zwischen Literatur und Musik? Ist nicht jedes Album, zumindest wenn es Texte beinhaltet, immer auch Literatur? Gerade im Folk-Revival scheint im allgemeinen eine Sehnsucht nach vertrauten Werten mit einem großen Teil Melancholie bedient zu werden.
Auch RICHMOND FONTAINE sind dementsprechend Musiker und Autoren, und Willi Vlautyn hat schon mehrere Romane (zuletzt „Lean On Pete“) geschrieben, deren Protagonist/innen von den Rändern der US-Gesellschaft kommen.
Das deckt sich mit den Inhalten der Alben wie das fantastische „Thirteen Cities“ oder eben „The High Country“. Man würde es ein Konzeptalbum nennen, aber das wird ihm nicht gerecht (ich hoffe doch, das hinter jedem Album ein Konzept steckt) – es ist die Geschichte eines Pärchens in einer Holzfällergemeinde im Nordwesten der USA, das seine zunächst heimliche Liebe gegen Hass, Gewalt, Eifersucht und andere Widrigkeiten verteidigen muss.
Lieder werden zu Kapiteln, und Willy Vlautyn und die großartige Deborah Kelley werden zu Erzähler/innen eines auch musikalisch höchst vielseitigen Albums, in dem auch die instrumentalen Stücke handlungstragend sind.
Ich will gar nicht zuviel verraten, denn man kann „The High Country“ wirklich wie ein Hörbuch „lesen“. Es ist ein dramatisches und mitreißendes Stück Musikliteratur einer wirklich einzigartigen Band.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Myron Tsakas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Myron Tsakas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Myron Tsakas