CHARLY 9

Richard Guérineau nach Jean Teulé

Erwartungsgemäß verdammt blutig und brutal geht es zu in Richard Guérineaus Adaption des Jean Teulé-Romans über den französischen König Charles IX., der mit seiner Billigung der Bartholomäusnacht traurige Berühmtheit erlangte.

Als junger Regent hoffnungslos überfordert wird er zur Marionette der intrigierenden erzkatholischen Oberschicht, allen voran – historisch allerdings nicht belegt – seiner Mutter Katharina von Medici.

Zu spät realisiert er die Konsequenz seines Handelns, tausende Hugenotten fallen dem sich nach dem Auftakt in Paris im Laufe des Jahres 1572 in ganz Frankreich fortsetzenden Massaker zum Opfer.

„Charly 9“ beschreibt nicht nur diese historische Episode, sondern legt den Fokus darauf, den nach und nach komplett durchdrehenden und an seiner Schwindsucht zugrunde gehenden Charles zu porträtieren.

An Drastik mangelt es den phasenweise blutrot-schwarz eingefärbten Panels dieses Bandes nicht. Zwar spart Guérineau eine Abbildung der Gemetzel selbst aus – lediglich deren Ergebnisse sind zu sehen –, diese in feinstem frankobelgischen Spirou-Stil gezeichnete Lektion in französischer Geschichte ist trotzdem definitiv nichts für Zartbesaitete.

Dennoch findet er Zeit und Platz, Peyos Mittelalterstrips „Johann und Pfiffikus“ oder Morris’ Lucky Luke zu persiflieren und verleiht dem Wahnsinn so zusätzlich Nachdruck. Auch Charles’ immer wieder eingebautes Fragen nach ermordeten protestantischen Angestellten des Königshauses gibt dem Ganzen eine tragikomische Note.

Was lernen wir nun daraus? Religionskriege waren noch nie ein rein islamisches Phänomen. Völlig bescheuert waren sie aber schon immer. Und bei genauerer Betrachtung immer nur ein Vorwand, um eigene Herrschaftsansprüche durchzusetzen.