RETROMANIA

Simon Reynolds

„Das wesentlichste Poptheoriebuch der letzten Jahre“ (Skug) ist unterhaltsam und gibt umfangreich mehr oder weniger einleuchtende und bekannte Antworten zur derzeitigen Flut von Boxsets und Wiederveröffentlichungen, einer Entwicklung der letzten dreißig Jahre, die wir der Digitalisierung von Musik zu verdanken haben.

Simon Reynolds deckt akribisch auf, dass Trends immer eine Vorgeschichte haben und es das „next big thing“ im Pop eigentlich nicht gibt. Ob fortschreitende Aufnahmetechnik, individuelle Entwicklungen der Künstler oder gesellschaftliche Einflüsse, das heute erwachsene, kaufkräftige Publikum wünscht sich seinen eigenen „Soundtrack of my life“, mit all den Erinnerungen, Erlebnissen, Gefühlen, Beziehungen und Empfindungen in den Jahren der Jugend und Post-Adoleszenz, sei es auf Platte, CD oder mp3, im Original, als Cover oder in Form von Tribute-Bands, bis hin zu neuen Mixes gesampleter audiophiler Aufnahmen.

Reunions hingegen sind oft desillusionierend und ernüchternd. Dementsprechend (re-)agiert der Markt darauf und die Konsumenten danken es ihm. Dennoch bleibt es, sofern das Interesse an Musik über die Jugend hinaus besteht, jedem selbst überlassen, was er/sie aus der Flut von neuer Musik, natürlich beeinflusst von Genres vergangener Tage, mitnimmt und womit er/sie sich heute auseinandersetzen möchte.

Hat nicht sowieso jede Generation ihre eigene Musik? Im Zusammenhang mit Retromania trifft es meiner Meinung am besten die einfache Textzeile des CHUMBAWAMBA-Hits „Tubthumper“: „He sings the songs that remind him of the good times / Hhe sings the songs that remind him of the best times“.