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REQUIEM

Gerade knattert Russell Crowe auf der Vespa in „The Pope’s Exorcist“ über die Leinwand, einem weiteren Film über dämonische Besessenheit, basierend auf den Memoiren des italienischen Priesters und Exorzisten Gabriele Amorth. Bereits 2017 hatte „Der Exorzist“-Regisseur William Friedkin mit der Doku „The Devil and Father Amorth“ versucht, sich diesem echten Exorzisten anzunähern. Sein Besessenheits-Schocker von 1973 basierte allerdings auf dem gleichnamigen Roman von William Peter Blatty, der von einem im Jahr 1949 tatsächlich stattgefunden Exorzismus in den USA inspiriert wurde. Wer vieles in „Der Exorzist“ für albern und unrealistisch hält, hat sicherlich noch nie die Tonbandaufzeichnungen gehört, die von den von September 1975 bis Juli 1976 stattgefundenen exorzistischen Sitzungen stammen, bei denen zwei römisch-katholische Priester versuchten, in Klingenberg am Main Anneliese Michel von ihrer angeblichen dämonischen Besessenheit zu befreien. Das führte zum Tod der damals 24-jährigen Studentin der Religionspädagogik, die an den Folgen extremer Unterernährung starb. Eine unter Depressionen und Epilepsie leidende junge Frau wurde so das Opfer religiösen Wahns, worüber in Folge auch einige Dokumentarfilme gedreht wurden. Sowohl die Eltern als auch die Priester wurden später wegen fahrlässiger Tötung zu Haftstrafen verurteilt. 2006 drehte Hans-Christian Schmid einen fiktiven Film über diesen Fall (Anneliese Michel heißt hier Michaela Klingler), in dem die damals noch recht unbekannte Sandra Hüller die Leidensgeschichte dieser jungen Frau auf beklemmende Weise nachzeichnet. Genre-Fans wird „Requiem“, der gerade in neu gemasterter Form auf DVD wiederveröffentlicht wurde, sicher enttäuschen, denn Schmid spart den eigentlichen Exorzismus aus, aber zeigt dafür schonungslos das menschliche Leid seiner tragischen Protagonistin.