„Ich möchte die Band wieder zusammenbringen“, sagt John Belushi als „Jake“ in „Blues Brothers“ zu seinem Bruder Elwood und versammelt wieder eine Reihe altgedienter Memphis-Soul-Recken um sich. Greg Cartwright hat es nun genauso gemacht, indem er das neue Studioalbum von REIGNING SOUND wieder mit der „alten Band“ in Memphis einspielte und so vorübergehend seine Zusammenarbeit mit den New Yorker JAY VONS (seine Backing-Band seit „Love And Curses“, 2009) unterbrach. Cartwright ist seit den späten Achtzigern eine feste Größe in der Garage-Rock-Szene von Memphis. Zunächst machte er sich mit COMPULSIVE GAMBLERS einen Namen, mit Jack Yarber legte er das Fundament des souligen Garage-Punk mit Country-Anklängen, das wie ein roter Faden auch das Werk von REIGNING SOUND prägt. Nach dem Ende der Gamblers setzten Yarber und Cartwright 1993 ihre Zusammenarbeit mit den rauheren, krawalligeren OBLIVIANS fort, die Alben für Crypt und Sympathy For The Record Industry erreichten Kultstatus, setzten neue Maßstäbe für LoFi-Rock’n’Roll, wie er gerade in den späten Neunzigern boomte. Während dieser Zeit schrieb Cartwright bereits Material, das er bei einer Haudrauf-Truppe wie den OBLIVIANS schlecht unterbringen konnte; melancholische, sentimentale Moody-Garage-Songs und ruhigere Stücke mit Folk- beziehungsweise Country-Einschlag. Aus diesen ergab sich die Basis des REIGNING SOUND-Sounds. Die neue Band mit Drummer Greg Roberson, Jerry Scott am Bass und Gitarrist/Keyboarder Alex Green spielte dann eine Reihe von spannenden Platten ein. Das Debüt „Break Up, Break Down“ und das nachfolgende „Time Bomb High School“ blieben allerdings zunächst die einzigen Studioalben, zu denen sich bis 2006 noch drei Live- und ein Outtake-Album gesellte. Dann war allerdings Schluss mit der „alten Band“, Cartwright betätigte sich erstmal als Produzent von Mary Weiss’ (SHANGRI-LAS) umwerfendem Soloalbum und stellte eine neues Line-up der REIGNING SOUND zusammen. Erster Release war das 2009er-Album „Love And Curses“, weitere Veröffentlichungen mit den JAY VONS folgten, bis sich schließlich der Kreis schloss und Cartwright sich im Herbst 2020 wieder mit Roberson, Scott und Green im Studio wiederfand. Obwohl sie seit Ewigkeiten nicht mehr zusammengespielt hatten, war das alte Feeling sofort wieder da. „A Little More Time With ...“ ist ein echter Geniestreich geworden, die Band besinnt sich auf sämtliche Kernkompetenzen, weiß mit stampfender Dynamik zu gefallen, kann allerdings auch Tearjerker und Schmusenummern mit absoluter Glaubwürdigkeit spielen. Ein Coversong von den ROULETTES und elf mitreißende Cartwright-Originale ergeben hier ein leidenschaftliches Werk, das Power, Authentizität und larmoyanten Charme mit spielerischer Leichtigkeit vereinen kann.
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