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REGENWOLF

Ruben Pellejero, Jean Dufaux

Mit dem Gros der Westerncomics verbinde ich Pulp, eindimensionalen, klischeebehafteten Mist mit vorhersehbarer Handlung, viel Geballer, Kampfszenen und massig Toten vor (für europäische Verhältnisse) exotischen Schauplätzen mit tiefen Canyons und hohen Kakteen, bei dem man das Hirn einfach komplett abschalten kann. Dabei hat das Genre eigentlich wirklich Potenzial. Dessen scheint sich auch der Szenarist Jean Dufaux bewusst zu sein und er versucht hier zumindest ein Stück weit gegenzusteuern: „[Der Western] ist ein Schlüssel zum Verständnis unserer Welt. Alles ist in ihm enthalten: Krieg, Rassenhass, Völkermord, die Eroberung neuer Gebiete, Machtkämpfe und die Herrschaft des Stärkeren, die Vormacht einer bestimmten Kultur um den Preis unerhörter Menschenopfer. Und auch die Rivalität innerhalb der Familien.“ Im Stile der Anti-Helden-Tradition von Autoren wie W.R. Burnett („High Sierra“, „The Badlanders“) kommt auch „Regenwolf“ nicht gänzlich ohne Karl May-mäßige Gut/böse-Stereotype aus, diverse Beziehungskisten verleihen der Sache außerdem ein dezentes „Fackeln im Sturm“-Feeling. Ruben Pellejeros klarumrandete und stimmungsgeladen kolorierte Zeichnungen berufen sich vor allem auf in den Fünfziger bis Siebziger Jahren populäre italienische Zeichner wie Ivo Milazzo, Renzo Calegari und Gino D’Antonio, warten dabei getreu ihrer Vorbilder auch mit diversen vollbusigen Rasseweibern auf und knüpfen damit nahtlos an Sergio Leones bevorzugte Besetzungsstrategie an. Trotz (oder wegen?) alledem ist „Regenwolf“ eine kurzweilige, schön anzuschauende Comiclektüre mit einer simplen Botschaft: Vertraue immer auf das Gute im Menschen.