REGENESIS - SEASON 2

Mit manchen TV-Serien ist es wie mit Bands: Die einen werden laut angekündigt, die Zeitschriften sind voll von ihnen, dabei ist die Qualität höchst dürftig - und die anderen sind zwar brillant und anspruchsvoll, doch man liest oder hört kaum etwas von ihnen.

So ein Fall ist die kanadische TV-Serie REGENESIS, die in den USA und Kanada ursprünglich von Oktober 2004 bis Mai 2008 in vier Staffeln lief und deren ersten beiden Staffeln in Deutschland und Frankreich 2007 von Arte gesendet wurden.

Mittlerweile sind die erste und zweite Staffel auf DVD erhältlich und haben es nicht verdient, weiter als Geheimtip gehandelt zu werden, sind sie doch erheblich smarter gemacht als der Großteil der gehypeten Massenware, die von Sat1, Pro 7 und RTL gesendet werden.

Dreh- und Angelpunkt der Serie ist die fiktive NorBAC (The North American Biotechnology Advisory Commission) im kanadischen Toronto, ein Labor für Bio- und Gentechnik, dessen Leiter der Molekularbiologe David Sandström (gespielt von Peter Outerbridge) ist.

Zwischen innerbetrieblichen Machtspielchen, Erziehungsversuchen an seiner pubertierenden Tochter, diversen Geliebten und der großen Weltpolitik, in der die großkotzigen USA die kleineren Länder herumkommandieren (allen voran Kanada - die Serie hat immer eine eindeutige kanadische, US-kritische Ausrichtung), versucht Sandström, die Welt vor dem Untergang zu retten.

Klingt dramatisch, ist es auch, ist vor allem aber - eine Rarität für Serien dieser Ausrichtung - einigermaßen glaubwürdig inszeniert, denn die kritischen Situationen, denen sich NorBAC stellen muss, sind von den Autoren aus dem Leben gegriffen: Seltsame Lebensmittelvergiftungen, (vermeintliche) letale Erbgutschädigungen bei Bewohnern einer bestimmten Region, eine Ebola ähnliche Infektion an der Grenze zur Epidemie, Grippe-Epidemie (remember SARS?), Klonversuche am Menschen - was immer in den letzten Jahren an großen Themen aus diesem Bereich medial präsent war, wurde intelligent verarbeitet und erfährt dann zwar eine erzählerische Behandlung, wie sie für eine Serie nötig ist, verkauft den Zuschauer aber nie für blöd - was ein großer Fortschritt gegenüber den allermeisten anderen Produktionen aus diesem Bereich ist.

Die Autoren spielen das große "Was wäre, wenn"-Spiel, zeigen die Grenzen auf, an die eine moderne Industriegesellschaft gelangt, wenn tausende Menschen isoliert und behandelt werden müssten - und lassen, obwohl es hier meist gut ausgeht, keinen Zweifel daran, dass wir uns in vielerlei Hinsicht auf sehr dünnem Eis bewegen.

Auch sonst gefällt die Serie durch glaubwürdige Schauspieler, interessante filmische Spielereien wie abrupte Perspektivwechsel und durch gute Musik - der perfekte Stoff für süchtig machende Wochenend-TV-Sessions.