RED STATE

Nicht zu fassen, nach CLERKS von 1994 hat Kevin Smith doch noch mal einen richtig guten Film gedreht. In den letzten Jahren hatte sich Smith ja einen erstaunlichen Kultstatus durch lahme Ami-Komödien wie DOGMA erarbeitet, insofern ist sein aktueller Film eine echte Überraschung und in der Nähe von Tarantino und den Coen-Brüdern anzusiedeln.

Bereits sein überbewerteter Pseudo-Kult-Streifen DOGMA galt ja als provokante Religions-Komödie, ein Versprechen, das der Film aber niemals einlöste, trotzdem aber irgendwelche religiösen Spinner auf die Barrikaden trieb.

Wie die jetzt wohl auf RED STATE reagieren werden? Denn RED STATE ist Smiths brutale wie zynische und teils grotesk überzeichnete Abrechnung mit dem christlichen Fundamentalismus seiner Landsleute, mit deutlichen Parallelen zum Waco-Massaker 1993, als Polizei und FBI das Zentrum der Davidianer-Sekte in Waco, Texas erstürmten und dabei 86 Menschen umkamen, unter ihnen 21 Kinder.

Der Titel verweist dabei auf die Bezeichnung für die amerikanischen Bundesstaaten, wo die Mehrheit den Kandidaten der Republikanischen Partei den Vorzug gibt, und die sich vor allem im Süden finden lassen, dem konservativ-evangelikalen „Bible Belt“.

In RED STATE geraten drei Teenager in die Hände eines erzreaktionären Bibelkults, der sich gegen Ende eine brutale Schlacht mit der Polizei liefert, die das Anwesen umstellt hat. Auch wenn RED STATE mit plakativen Elementen aus Horror- und Action-Filmen spielt, ist der Film durchzogen von einem galligen Humor, und spätestens, wenn John Goodman als ATF-Agent die Trompeten von Jericho erklingen hört, möchte man Smith auf Knien für diesen großartigen Streifen danken.

Ein wilder, bitterböser Genre-Mix, in dem neben Goodman noch Michael Parks (der Jean Renault aus der „Twin Peaks“-Serie) als irrer Sektenführer brilliert.