Ich hatte ja schon in meiner Besprechung zu CLOVERFIELD angemerkt, dass Filme mit übersteigertem Realitätsanspruch hinsichtlich ihrer visuellen Seite oft Gefahr laufen, sich zum Affen zu machen, wenn beispielsweise Menschen auf der Flucht vor irgendwelchen Monstern nichts besseres zu tun haben, als davon ein Homevideo zu drehen.
So ein Fall ist auch [REC] von Jaume Balagueró und Paco Plaza, zwei Regisseure die ich nicht sonderlich schätze, auch wenn Balaguerós DARKNESS zumindest ein paar gute Schocks und Anna Paquin (die Sookie Stackhouse aus meiner momentanen Lieblingsserie TRUE BLOOD) zu bieten hatte.
Und Schocks hat auch [REC] reichlich im Angebot – die kinetische Energie dieses auf inhaltlicher Sparflamme gedrehten Filmchens, das es noch nicht mal auf 80 Minuten bringt, ist wirklich bemerkenswert.
Die Story hingegen natürlich ein Witz: Eine TV-Tussi und ihr Kameramann wollen einen Bericht über eine Feuerwache drehen und finden sich plötzlich in einem von der Außenwelt abgeriegelten und unter Quarantäne gestellten Mietshaus wieder, wo ein Routineeinsatz einen etwas anderen Verlauf nimmt.
Auch wenn es nicht näher benannt wird, wir befinden uns natürlich in einer Art Zombiefilm, denn Untote bevölkern offenbar das Haus, wieso und warum, dafür hält [REC] eine Erklärung parat, die auch nicht mehr Licht ins Dunkel bringt.
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn in [REC] wird die Beleuchtung mit der Zeit immer spärlicher, der BLAIR WITCH PROJECT-Effect, den Balagueró und Plaza dazu nutzen, ihren wirklich exzellent getimten Terror auf die Spitze zu treiben.
Insofern ist [REC] auch mehr eine sinnliche Erfahrung als ein Film, der irgendeine tiefergehende Bedeutungsebene besitzen würde. Als solcher funktioniert er allerdings ganz hervorragend, vielleicht sogar besser als CLOVERFIELD, denn die klaustrophobische, Umgebung des Mietshauses ist die perfekte Bühne für einen intensiven Horrorfilm, der dieses Prädikat tatsächlich mal verdient.
Das ist wirklich nichts für schwache Gemüter. Stichwort: Menschliche Urängste. So was hätte man sich wirklich bei Romeros lauem DIARY OF THE DEAD gewünscht. Vollkommen beknackt ist allerdings mal wieder, dass bereits eine Fortsetzung in der Mache ist und in den USA ein Remake beziehungsweise eine 1:1-Kopie namens QUARANTINE gedreht wurde – wer’s braucht.
Im Kino womöglich ähnlich wie CLOVERFIELD noch wesentlich eindrucksvoller, aber auch auf DVD zeigt der Film noch seine Wirkung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Thomas Kerpen