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RAPTOR

Dave McKean

Dave McKean ist zwar vor allen Dingen für seine Kollaborationen mit Neil Gaiman bekannt („Black Orchid“, „Sandman“, „Coraline“), hat aber auch schon einige eigene Projekte veröffentlicht, darunter sein 1990 erschienenes Solodebüt „Cages“ und 2016 die Kriegsbiografie „Black Dog“. Während sowohl „Cages“ als auch „Black Dog“ an die Realität anknüpfen, liegt der Ursprung von „Raptor“ eher im Nebulösen. Innerhalb der losen Rahmenhandlung rund um zwei Männer im Wales des 19. Jahrhunderts, die sich neben dem Schreiben auch okkulten Riten hingeben, weiß man als Leser:in recht schnell nicht mehr, welche Parts der Geschichte nun Teil der Wirklichkeit sind und welche der Fantasie der Protagonisten entspringen. Es entfaltet sich ein manchmal schon fast schmerzhaft poetisches Herumirren auf der Suche nach Halt und Sinn, gespickt mit frei interpretierbaren Floskeln, Phrasen und Zitaten („Bleiben Sie nie so lange an einem Ort, bis Sie zu diesem Ort werden.“). „Apophänie“ ist das Schlagwort, das McKean seinem Autorenprotagonisten in den Mund legt, die Wahrnehmung eines Schizophrenen von Mustern und Zusammenhängen in eigentlich zufälligen Umwelterscheinungen. Und die überträgt McKean gekonnt auf die visuelle Ebene. Die Trauer des namenlosen Schreibers über den Tod seiner jung verstorbenen Frau lässt sich allenfalls verschwommen erkennen. Auch zeichnerisch wartet McKean mit einer dem wirren Inhalt entsprechend breit aufgestellten Palette an verschiedenen Techniken auf: Öl-, Pen & Ink-, Acryl, collagierte Mixed-Media-Panels, jeweils unterschiedlich koloriert, spiegeln das geistige Chaos bildlich wider. Und lassen, wenn man genau hinschaut, eine genauere Einordnung zu. Verstörend surreal.