Ralf König gehört unbestritten zu den besten deutschen Comiczeichnern, schon alleine deswegen, weil er es wie kaum ein anderer Künstler in diesem Bereich verstand, sein Schwulsein in seinen Arbeiten zu thematisieren und auch in Sachen Sexualität kein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Das ging bisweilen so weit, dass man sich fragte, ob es König nicht etwas übertrieb bei der Aufdeckung der Macken seiner Geschlechtsgenossen. Das führte zumindest dazu, dass auch der Hetero herzlich über seine Comics lachen konnte.
Denn schließlich sind seine recht neurotischen Figuren auch nur den üblichen Alltagsproblemen ausgesetzt. Zu einem Nestbeschmutzer machte das König aber ganz und gar nicht, denn die aufklärerische Arbeit, die er dabei in Bezug auf die Toleranz gegenüber schwulen Mitbürgern leistete, kann man gar nicht hoch genug einschätzen.
Inzwischen hat König eigentlich jeden Bereich des Kulturbetriebs abgehakt, seine Comics wurden verfilmt, im Theater aufgeführt und er selbst wurde schließlich auch zum Sujet einer abendfüllenden Dokumentation.
Vor zwei Jahren machte er die 50 voll, sein Klassiker „Bullenklöten“ wurde jetzt 20, ein schöner Anlass, ihn neu aufzulegen, denn Königs Humor hat seitdem nichts von seiner Qualität verloren.
Im Gegensatz zu den „zahmen“ Arbeiten für den Carlsen Verlag kann er hier im Sinne des Titels richtig Gas geben. Dementsprechend gab es auch immer wieder Versuche, Königs humorvoll-triebhafte Comics als jugendgefährdend einzustufen, wie auch bei „Bullenklöten“ geschehen, wo aber glücklicherweise der Kunstvorbehalt griff.
Und wer bisher noch nie etwas von König gelesen hat, sollte schleunigst damit anfangen, es sei denn, er hätte ein Problem mit der Darstellung von Homosexualität.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Thomas Kerpen