Knapp vier Jahre ist es her, dass DER RAKETENHUND seine erste Platte veröffentlichten: "Raus aus Gartenstadt". Sträflich unterbewertet von den meisten, fand diese Platte leider wenig Erwähnung in den einschlägigen Fanzines.
Jetzt veröffentlichten sie, in Zusammenarbeit mit Plastic Bomb und Omnidor, ihr zweites Werk mit dem Namen "Walking On Zahnfleisch". Alter! Schon der Name ist Gold und verdient einen Orden.
Denn ob auf dem Weg von einer miesen Party gen Heimat, weil das eine Loch im Kopf mal wieder nicht gereicht hat, oder wenn die Arschlochwochen mal wieder kein Ende nehmen wollen und der nächste Schlafexpress noch Stunden auf sich warten lässt ...
Sänger Jan bringt in jedem der Songs rüber, was man sich auch schon oft gedacht, aber niemals so formuliert hat: I'm walking on Zahnfleisch eben. Diese Platte ist wie gemacht für all die Momente, in denen man irgendwo herumsitzt, den Mund voller Zähne, aber nix zu fressen hat, oder sich fühlt wie ein Gebrauchtwagen.
Nicht wissen, wohin mit sich, und außerdem: Wer entscheidet das alles eigentlich? In all diesen Momenten bitte ab sofort beherzigen: DER RAKETENHUND - los, komm kuscheln! Musikalisch bewegen sich die drei Jungs und das Mädel am Bass auf altbewährten Pfaden.
Irgendwo zwischen all den großen Namen, die schon so oft gefallen sind. Die immer fallen, sobald der textliche Horizont einer Band über das hinausgeht, was einem in diesem Genre so gerne geboten wird.
Indie Richtung soll es gehen. Sehr melodisch und eingängig, aber mit Rotznase spielt man sich hier in knapp 40 Minuten durch 12 Songs. Durchaus tanzbar. Intellektuellen-Punk, wie der Nietenkaiser zu grölen pflegt, sobald etwas ohne das mehr oder weniger übliche Klischeegedresche auskommt.
Der Soundtrack of the verarschte Studenten/Arbeiter/Hartz4 Class. Es gibt Dinge, die müssen einfach gesagt werden. RAKETENHUND machen das auf eine unaufdringliche Art und Weise, ohne übertriebenen Tiefsinn, aber eben auch nicht Wattenmeerplatt.
Keine Sauflieder, aber auch kein Hirngewichse. Eigentlich müsste man pausenlos auf die Pauke hauen und mit dieser Platte missionieren gehen. Ja, Silvesterraketen zünden, eine nach der anderen.
Für jeden Hit eine. Und das sind einige.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Jörkk Mechenbier
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Jörkk Mechenbier