David Yow hat einen beeindruckenden musikalischen Background: In Austin war er in den Achtzigern Kopf der epochalen Noisepunk-Formation SCRATCH ACID, zog mit der schließlich nach Chicago um, und gründete mit seinem Bandkollegen David Sims schließlich THE JESUS LIZARD.
Die erfreuten sich bei geschmackssicheren Menschen die Neunziger über großer Beliebtheit, gerade auch wegen Yows unkalkulierbar wilden Bühnengebahrens, und so war es ein herber Verlust, als die Band sich 1999 schließlich auflöste.
Yows wandte sich seinem anderen favorisierten Metier zu, dem Grafikdesign und der elektronischen Bildretusche, zog nach Los Angeles, und bis zu den Shows von SCRATCH ACID letztes Jahr anlässlich des Touch & Go-Jubiläums hatte man nichts mehr von ihm gehört, zumindest musikalisch.
Mit QUI (wer?) hat sich das nun geändert: Von Drummer Paul Christensen und Gitarrist Matt Cronk im Jahre 2000 gegründet, veröffentlichte die Zweierformation 2003 ihr Debütalbum "Baby Kisses" auf Heart Of A Champion, doch so richtig in den Mittelpunkt des Interesses rückte das Duo erst, als Ende 2006 David Yow als Sänger einstieg und in der Folge für Ipecac "Love's Miracle" eingespielt wurde.
Für den Herbst steht eine Europatour an, für Yow-Fans ist die Zeit der Dürre also vorbei, und in Sachen Sperrigkeit lassen die basslosen Stücke von QUI auch nichts zu wünschen übrig. PINK FLOYDs "Echoes" wird gecovert, ebenso Zappas "Willie the pimp", und in Kombination mit den sieben eigenen Tracks ergibt das eine eigenwillige, bestens ins Ipecac-Roster passende Mixtur aus Versatzstücken von Metal, Punk und Progrock, die mich hier und da an die Experimentierfreu(n)de von NOMEANSNO erinnert und so gesehen relativ wenig mit SCRATCH ACID und THE JESUS LIZARD zu tun hat.
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